26 Sep. Erlebnisbericht aus dem Passeiertal- September 2025
Mein zweiwöchiger Freiwilligeneinsatz– Bergbauernhilfe mal vor Ort erleben
Nach dem Ende meines Berufslebens war für mich klar: Ich will nochmal was ganz anderes machen – raus in die Natur, anpacken, neue Erfahrungen sammeln. Da ich als Kind und Jugendlicher selbst auf einem kleinen Nebenerwerbsbauernhof aufgewachsen bin, wusste ich grundsätzlich, was landwirtschaftliche Arbeit bedeutet. Aber wie ist das, wenn man das Ganze auf einem echten Bergbauernhof macht – mit steilen Hängen, Almen und abgelegenen Wegen?
Genau das wollte ich herausfinden – und so führte mich mein Weg Anfang September für zwei Wochen auf einen Bergbauernhof in Südtirol.
Erste Eindrücke: Bergpanorama und steile Hänge
Schon am Sonntag kam ich etwas früher als geplant an – und nahm mir erstmal Zeit, um in Ruhe zu schauen, zu staunen und durchzuatmen. Der Hof liegt auf etwa 1.250 Metern, direkt am Steilhang, mit einem atemberaubenden Blick zum einen ins Passeiertal und zum anderen bis zu den Ötztaler Alpen.
Kurz darauf lernte ich den Bauer und seine nette Art kennen – und es ging direkt los: Gemeinsam bereiteten wir Heu in speziellen Netzen für den Transport auf die zum Hof dazugehörende Alm (2.167 m) vor. Das Material wurde vom Bauer per Anhänger und Materialseilbahn hinaufbefördert – eine Fahrt, die in der Summe allein ca. 30 Minuten dauerte, über enge, kurvige Bergstraßen.
Auf der Alm: Einfach, wunderschön – und mitten im Geschehen
Oben auf der Alm erwartete mich eine kleine, aber wunderschöne Hütte mit Stallung – umgeben von herrlicher Berglandschaft. Ich durfte die ersten drei Nächte mit Teilen der Familie auf der Alm verbringen. Von Anfang an fühlte ich mich willkommen. Die Bergbauernfamilie musste sich während der Nacht allerdings zuerst einmal an mein Schnarchen gewöhnen.
Die Tage waren voll mit Arbeit, aber auch voller Eindrücke und schöner Begegnungen:
• Mithilfe im Stall auf der Alm und später auch am Hof: 10 Rinder, 2 Schweine, 2 Enten, 10 Hühner und sogar 2 Pfaue wollten versorgt werden.
• Almabtrieb: Die Tiere mussten sicher vom Sommerquartier zurück ins Tal gebracht werden – auch trächtige Kühe, Schweine und Hühner, teilweise mit Hilfe der Materialseilbahn.
• Ein weiterer Almabtrieb führte uns mit den Jungrindern auf eine tiefergelegene Alm.
• Danach wurde der Elektrozaun, der sich kilometerlang durchs Gelände zieht, wieder abgebaut.
• Reinigung des Stalls auf der Alm zur Vorbereitung der Winterruhe
• Mitarbeit bzw. Aushilfe bei der Bereitung der Speisen auf der Alm: Ich merkte, wie man plötzlich doch sehr kreativ sein kann!
• Vorbereitung und Pflege der Maschinen auf der sehr beengten Berghofstelle: Es war immer wieder faszinierend, wie leicht der Traktor über nur 4 Schrauben / Schnallen für andere Nutzungszwecke (z.B. vom Ladewagen zum Miststreuer) umgebaut werden konnte.
• Nette Gespräche mit Nachbarn und Besuchern auf der Alm
Wieder zurück am Hof: Heuarbeit und steile Herausforderungen
In der zweiten Woche stand vor allem der zweite Schnitt an – also das Mähen und Einbringen des Heus rund um den Hof. Und das war zum einen sehr anstrengend und auch wirklich eindrucksvoll: Auf steilsten Hängen bediente der Bauer ganz selbstverständlich Geräte / Fahrzeuge wie den Buckelmäher oder den Heuschieber und dann wurde das Heu mit dem Ladewagen zum Heustadel transportiert. Bezüglich der Steilheit fragt sich unweigerlich, wie man da überhaupt stehen kann, geschweige denn arbeiten!
Abends ein Blick aufs Handy: Die Anzahl der gelaufenen Schritte und Kilometer war jedes Mal wieder überraschend – kein Wunder bei diesen Wegen und Höhenmetern.
Menschlich und kulinarisch top
Besonders in Erinnerung bleibt mir neben der Arbeit die unglaublich herzliche Art der Bergbauernfamilie. Diese hatten immer ein offenes Ohr und sorgten auch kulinarisch für beste Südtiroler Verpflegung – ob auf der Alm oder am Hof.
Mein Fazit:
Diese zwei Wochen waren körperlich fordernd – keine Frage. Aber sie waren auch unglaublich bereichernd. Ich durfte nicht nur helfen, sondern Teil eines besonderen Alltags werden: zwischen Tradition, Natur, harter Arbeit und echter Gemeinschaft.
Ich habe großen Respekt vor dem, was Bergbauern täglich leisten, um diese wunderschöne Kulturlandschaft zu erhalten. Für mich war es eine neue, intensive Erfahrung – und wenn es passt, bin ich auch 2026 gerne wieder dabei.
