Erlebnisbericht aus dem Pustertal – Juni 2021

Erlebnisbericht aus dem Pustertal – Juni 2021

Jetzt bin ich schon wieder vier Tage zurück von meinem Arbeitseinsatz auf einem Bergbauernhof in Südtirol. Ich konnte über den Einsatz schon ein bisschen nachdenken oder wie man so schön sagt: “die letzte Woche mal “sacken” lassen”. Jedenfalls liegt eine intensive und arbeitsreiche Woche hinter mir.

Beginnen möchte ich aber bei der 3-köpfigen Familie. Sie hat mich von der ersten Minute herzlich aufgenommen. Alle sprachlichen Probleme wurden entweder vom Bauer oder der liebenswerten 9-jährigen Tochter gelöst bzw. mit Händen und Füßen immer zu einem verständlichen Ergebnis gebracht.
Die Tochter wächst dreisprachig auf, was ich ganz toll finde. Sie gibt sich unglaublich viel Mühe, auch im Hinblick das sie noch nicht allzu lang die deutsche Sprache in der Schule lernt.
Die Bäuerin ist eine Sterne Köchin. Was sie am Herd gezaubert hat war mindestens einen Michelin Stern wert. UND, mittags und abends gab es warmes und leckeres Essen. Dass sie ebenfalls bei der Heuernte geholfen und das Haus sauber hält möchte ich nicht verschweigen. Meine Hochachtung…
Mit dem Bauer habe ich natürlich die meiste Zeit verbracht. Er hat mir alles gezeigt wie es auf einem Bergbauernhof zugeht, was zu machen ist und wie wir am effektivsten arbeiten müssen. Er war eine Woche sozusagen mein Lehrmeister in Sachen Landwirtschaft.
Wir haben ganz viel, auf den kurzen Passagen zu den Wiesen, uns unterhalten. Die Themen waren vielseitig. Ich habe viel erfahren von seinen Problemen & Nöten vor Ort und er war sehr wissbegierig über das Leben hier in Deutschland.

Unser Arbeitstag begann 7 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück und Arbeitsbesprechung. Spätestens eine halbe Stunde später ging es an die Arbeit. Die ersten zwei Tage waren wettertechnisch noch relativ kalt und regnerisch. Da habe ich den ganzen Tag am Holzspalter gestanden und (für mich!) Unmengen von Feuerholz klein gemacht. Die Arbeit an der Maschine kannte ich, natürlich hat der Bauer eine mit Kraftstrom betriebene, die einen viel größeren Wirkungsgrad hatte als ich sie kannte.

Ab Mittwoch, mit Besserung des Wetters, haben wir uns an das Mähen der Wiesen gemacht. Ich musste mich um den Randbeschnitt kümmern. Natürlich werden alle Arbeiten mit einer zuverlässigen Maschine durchgeführt. Die steilen Hänge können nur mit stabilen Wanderschuhen bearbeitet werden. Es ist fast unmöglich dieses schwierige Gelände mit anderem Schuhwerk zu bewerkstelligen. Das schöne Wetter hat das Gras schnell trocken werden lassen. Ab Freitag haben wir die “Ernte” schon eingefahren.
Zwischendurch haben wir immer wieder andere Arbeiten verrichtet. Die zwölf Kühe am Hof müssen auch gefüttert werden. So haben wir täglich zwei Hänger (!) “frisches Grün geschnitten. Da die Tiere zu dieser Jahreszeit nur noch ungern Heu essen, konnten wir gar nicht schnell genug das frisch geschnittene Gras verteilen. Mit Staunen habe ich verfolgt wie schnell und in welchen Mengen pro Tag die Tiere gefüttert werden müssen. Unglaublich…

So vergingen sechs arbeitsreiche Tage wie im Fluge. Auch wenn ich abends, ich gebe es zu, todmüde ins Bett gefallen bin war die Woche in Südtirol richtig toll und super schön. Ich habe drei sehr sympathische, bescheidene und fleißige Menschen kennengelernt. Aller Arbeit zum Trotz haben wir immer Zeit gefunden uns mal zu unterhalten und Gedanken auszutauschen.
Ich werde mir bald wieder Gedanken machen, auch in familiärer Absprache, zu welcher Zeit ich nächstes Jahr in Südtirol einer Familie bei der landwirtschaftlichen
Arbeit helfen kann.

Bis dahin viele Grüße aus Leipzig.
Jörg Strauch