Erlebnisbericht aus dem Pustertal – Juni/Juli 2021

Erlebnisbericht aus dem Pustertal – Juni/Juli 2021

Mit klopfender Brust machten wir uns Ende Juni auf dem Weg nach Südtirol, ganz gespannt darauf was uns in der kommenden Woche wohl alles erwarten würde. Einige Wochen vorher hatten wir uns dazu entschieden mit Hilfe des Vereins Bergbauernhilfe Südtirol eine Woche unsere Arbeitskraft auf einem Bergbauernhof zur Verfügung zu stellen. Nach sehr netten Telefonaten mit dem Verein und einer super Organisation stand unser Aufenthalt auf einem Hof bei Sand in Taufers nichts mehr im Weg.

Auf dem Weg zum Hof hielten wir Ausschau nach Wegweisen zum Hof und fanden ihn am Ende eines langen Weges durch den Wald auf 1450m. Der Hof bot eine wunderschöne Aussicht in das Ahrntal und die schneebedeckten Berge ringsum. In der kompletten Woche konnten wir uns an diesem Anblick nicht satt sehen und hatten dazu ein wunderschönes Zimmer mit Balkon und Aussicht ins Tal.

Die Tage auf dem Hof begannen halb 7 mit einem Kaffee (die Milch dafür war noch warm, da die Kühe morgens und abends gemolken worden) und einem süßen Frühstück. Jeden Morgen trieben wir die 4 Kühe und 4 Fersen auf die weiter oben gelegene Alpe. Die Kühe fanden den Weg alleine, doch die kleinen Fersen brauchten immer ein wenig Unterstützung den Weg nach oben zu den saftigen Wiesen zu finden. Im gemächlichen Tempo ging es die verschlungenen Pfade nach oben und es war herrlich die erste Stunde des Tages mit den Kühen und dieser einzigartigen  Morgenstimmung in den Bergen zu verbringen. Zurück auf dem Hof warteten unterschiedliche Aufgaben auf uns.

Besonders wichtig war die Heuernte und wir halfen dem Großvater die Ecken der Wiesen am Steilhang mit der Sense frei zu schneiden und das Heu zu wenden. An 2 Tagen spielte das Wetter so gut mit, das die Familie am Nachmittag auf dem Hof kam, um gemeinsam das Heu einzufahren. So schafften wir die Heuernte auf 2 großen Wiesen in kurzer Zeit und es war viel Spaß. Danach saßen wir alle zusammen bei einer Brotzeit und erfuhren von der Familie viel über das Leben in Südtirol und die Herausforderungen auf einem Bergbauernhof.

Neben Kühen hat die Familie auch ein Gehege mit Damwild. Durch den schneereichen Winter gab es einigen Schaden, den wir gemeinsam mit dem Bergbauern und seinem Neffen behoben. Wir lasen Steine vom Weg, die aufgrund der Steilhanglage herabfallen und sensten nach und nach die Brennnesseln im Gehege, die das Damwild nur frisst, wenn sie abgesenst sind. Gemeinsam mit dem Bauer schnitten wir auch Wanderwege und Bergwiesen frei, da der Schnee auch hier viel Holz auf die Wege hat fallen lassen. Neben der Arbeit kamen aber auch Pausen nicht zu kurz und zum Mittag blieb sogar Zeit für einen kleinen Mittagsschlaf, da zu der Zeit der komplette Hof ruhte. Die Abende nutzen wir oft für einen kleinen Spaziergang am Hof, einen Besuch in Bruneck oder einfach nur den Sonnenuntergang mit einem guten Buch vom Balkon aus zu genießen.

Auch kulinarisch war diese Woche unbeschreiblich. Die Großmutter verwöhnte uns mit 5 Mahlzeiten am Tag (1. Frühstück, 2. Frühstück, Mittag, Vesper und Abendbrot) und wir genossen jede einzelne. Milch, Butter, Graukäse und Wurst kommen direkt vom Hof und das merkte man. An einem Tag wurde der Ofen angeheizt und unzählige Laibe Vinschgauer Brot gebacken. Das noch leicht warme Brot schmeckte herrlich nach Anis und Kardamom. Die Restwärme des Ofens nutzen wir noch aus und schoben einige Pizzen hinein. 

Einen Tag hatten wir frei uns nutzen die Zeit für eine Wanderung in den nahgelegenen Dolomiten. Die Ecke ist wunderschön und hat uns oft an Kanada erinnert. Ein besonderes Highlight waren die Noriker auf der Alpe, die sogar ein Fohlen bei sich hatten.

Wir sind der Familie unheimlich dankbar für Ihre Gastfreundschaft, Herzlichkeit und die tollen Erfahrungen Teil des Alltags auf Ihrem Bergbauernhof gewesen sein zu dürfen. Wir werden diese Woche nie vergessen und immer in unserem Herzen tragen…und wer weiß, vielleicht melden wir uns bald wieder bei der Bergbauernhilfe in Südtirol.

Michael & Julia