Erlebnisbericht aus dem Schnalstal – Mai 2023

Erlebnisbericht aus dem Schnalstal – Mai 2023

Eintauchen in eine andere Welt

Im Februar 2023 hatte ich die Idee, mich gemeinnützlich ein zu bringen. Dabei war es mein Wunsch in der Landwirtschaft mit Tieren tätig zu sein und wenn möglich in den Bergen. Bei einer Recherche im Internet stieß ich auf die Bergbauernhilfe Südtirol. Die Informationen im Internet waren sehr umfangreich. In einem netten Telefonat wurden mir weitere Hinweise zum weiteren Verfahrensweg gegeben. Nach meiner Anmeldung und einem „Kennenlerntelefonat“ erhielt ich Steckbriefe von Bauernhöfen, wo ich in der gewünschten Zeit von 14 Tagen eingesetzt werden könnte. Dabei sollte ich eine Priorität der Bauernhöfe festlegen. Die Wahl fiel mir schwer. Aber ich hatte mir vorgenommen mich körperlich zu betätigen bzw. auszupowern und den Kopf mal „frei“ zu kriegen. Meine Wahl fiel auf den vorgeschlagenen Bauernhof mit den meisten Tierbestand. Mein Wunsch wurde Realität.

Am 29.04.2023 war es dann so weit. Nach reichlich 10 Stunden Fahrzeit, einschließlich Pausen, kam ich gut im Bergbauernhof im Schnalstal an. Die Jungbäuerin begrüßte mich und hieß mich willkommen. Im Bauernhaus bezog ich dann mein Zimmer. Das war einfach ausgestattet, ohne Radio und Fernsehgerät – so wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war ja als Helfer gekommen und nicht als Fernsehkonsument.

Später zeigte mir die Bäuerin noch die örtlichen Gegebenheiten des Bauernhofes. Mit Arbeiten sollte es dann am Sonntag, den 30.04.2023 los gehen, früh um 06.00 Uhr im Stall. Doch zuvor sollte ich erst einmal „ankommen“. Zum Abendessen lernte ich dann noch den Altbauer und den Lebensgefährten der Jungbäuerin kennen. Ich fühlte mich gut aufgenommen und war gespannt auf die nächsten Tage.

Am Sonntag, wie vereinbart, war ich kurz vor 06.00 Uhr im Stall. Die Bauersleute waren bereits schon fleißig am Arbeiten. Nach einer kurzen Einweisung begann ich dann im Bereich der Milchkühe und Fersen die Gülle schubkarrenweise in die Güllegrube zu fahren. Nachdem dies erledigt war, warteten noch die halbwüchsigen Kälber darauf, dass Ihre Stallboxen vom Mist befreit werden. Anschießend wurde bei den Kühen, Fersen und Kälbern neu eingestreut. In der Zwischenzeit war die Bäuerin bereits mit dem Melken beschäftigt und der Altbauer mit dem Füttern. Anschließend ging es dann zum gemeinsamen Frühstück. Beim Frühstück wurde besprochen, was so am Tag erledigt werden soll. 08.30 Uhr ging es dann los und es wurden alle anfallenden Arbeiten am Hof abgearbeitet. Um 11.00 Uhr war wieder Stallarbeit an der Reihe. 12.00 Uhr gab es dann Mittagessen und 13.30 Uhr ging es weiter mit Arbeiten auf dem Hof. 16.00 Uhr war dann Kaffee-Pause und um 17.00 Uhr bis 19.30 Uhr war wieder Stallarbeit angesagt. Anschließend gab es Abendessen und der Arbeitstag war zu Ende.

Dies ist so der Tagesablauf auf dem Hof, der einen langen Arbeitstag mit sich brachte. Gut fand ich, dass der Tag strukturiert und auch ausgefüllt war. In der Zeit nach dem Frühstück und nach dem Mittagessen wurden dann Dinge erledigt, wie Mist auf der Wiese breit verteilen (wo sich durch das Streuen starke „Haufen“ gebildet hatten), Weidezäune umsetzen bzw. neu aufstellen, Regenrinnen der Zufahrtsstraße und der Wirtschaftswege reinigen, Wildwuchs von Sträuchern beseitigen, Wirtschaftswege mit Schotter ausbessern und vieles mehr. Auch Beauty- und Wellness für die Kühe war bei Schlechtwetter vorgesehen, da wurde das Fell der Kühe gepflegt und gestriegelt. Das hat den Kühen sichtlich gefallen und es war schön mit den Tieren zu arbeiten.

Auch bei den Misten in den Kälberboxen hatten mich die Kälber (ca. 150 cm Schulterhöhe) „ins Herz“ geschlossen, sie schoben mich mit ihren Köpfen, so dass ich in meiner Arbeit doch etwas beeinträchtigt war. Schnell bekam ich mit, dass die Kälber auf dem Nasenrücken gern gekrault werden wollten. Dies schien ihnen zu gefallen und da hielten sie still. Aber ein Kälbchen hatte es besonders auf mich abgesehen, als ich mit dem Rücken zu ihm stand, hatte ich plötzlich beide Vorderfüße auf meinen Schultern. Darauf war ich nicht vorbereitet und am Anfang etwas erschrocken. Doch mit diesem Verhalten des Kälbchens kam ich ganz gut zurecht und konnte mich dann oft wegdrehen.

5 Lämmer wurden geboren, meist wurde dann früh im Stall festgestellt, dass wieder ein „Neuankömmling“ da war. Es ist schon faszinierend zu sehen, wie klein und niedlich die Lämmer sind. Morgens wurden die Mutterschafe mit ihren Lämmern (außer die Mutterschafe mit den Neugeborenen) auf die Weide gelassen. Es war schön anzusehen, wie unbeschwert und verspielt die Lämmer tobten. Dabei konnte ich die Gedanken schweifen lassen und mich an dem Anblick erfreuen.

Bei den Arbeiten ging es hintereinander weg, ohne Stress und ohne Zeitdruck. Das war für mich eine neue Erfahrung. Der Altbauer hatte da immer den Spruch parat: „Wenn der Bauer sagt, Pause machen- dann Pause machen und wenn der Bauer sagt arbeiten – dann schnell verstecken“. Der Altbauer war bei vielen Arbeiten mit dabei, hatte mir aber auch eigenständig Aufgaben zugeteilt, die auch ein gewisses Vertrauen in mich setzte und die ich allein erledigte.

Während dieser 14 Tage habe ich einen guten Einblick in das Leben der Bergbauern erhalten, in dem ich aktiv in den Tagesablauf mit integriert war. Ich kann nur mit Hochachtung davon sprechen, mit wie viel Engagement und Fleiß die Bergbauern täglich ihren Job verrichten und in ihrer Art doch bescheiden, bodenständig und herzlich sind. Durch den Altbauer habe ich viel von der Region und auch der Lebensweise auf dem Bauernhof erfahren, was ich als Tourist nie erfahren hätte.

Für mich war es eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich habe Einblicke in eine „andere Welt“ erhalten, meine Erwartungen an die 14 Tage haben sich erfüllt. Durch die schöne Landschaft und das gute Miteinander auf dem Bauernhof habe ich mich körperlich betätigt und konnte dabei gedanklich entspannen und den „Kopf etwas fei bekommen“.
In diesem Sinn möchte ich mich nochmals bei der Bergbauernhilfe und bei der Bergbauernfamilie recht herzlich bedanken, dass mir die Möglichkeit geboten wurde, in den „Alltag der Bergbauern“ zu schlüpfen. Diese Erlebnisse haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich denke gern an die Zeit auf den Bauernhof zurück.

Frank W.