Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- August/September 2023

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- August/September 2023

Kontakt mit den Wurzeln

Ein kurzer Bericht über einige Erlebnisse eines 5-wöchigen Arbeitseinsatzes 2023 in Süd-Tirol.

Möglichst abgelegen sollte der Hof sein, auf dem ich durch die Vermittlung der Südtiroler Bergbauernhilfe arbeiten wollte. Und so reiste ich Anfang August mit Bus und Bahn in ein kleines Tal ins italienische Südtirol auf einen Bauernhof, der von einem Jungbauern, seiner Freundin und seiner Mutter bewirtschaftet wird. Schon die vorab erhaltenen Info-Bilder lassen erahnen: es wird ursprünglich, steil, anstrengend und wunderschön.

Der Hof liegt auf rund 1500 Meter Höhe am Rande eines Dorfes, mit einer Alm noch einmal 300 Meter höher, mit einer Kuh auf der Alm, zwei Jungrindern auf Weiden in der Nähe und vier Kühen im hundert Jahre alten Stall beim Hof. Zwei Ziegen, ein Schwein, 13 Hühner, 2 Katzen und zwei Hunde machen die Viehwirtschaft komplett. Hinter dem am Stall angebauten Haus aus den 1950er Jahren eine ca. 0,2 ha große Ackerfläche in Hanglage, dazu noch ca. 8 ha Wiesen- und Weidenflächen im Tal und auf der Alm.
Ziel des Landwirtes ist es, sich von den Flächen und Tieren möglichst autark zu ernähren und das auf eine sehr ursprüngliche Art, teils, weil es wegen der Steilheit der Hänge gar nicht anders geht als mit der Hand, teils aber auch aus Überzeugung.
Das ist anstrengende Arbeit, die dort an sieben Tagen die Woche das ganze Jahr über anfällt: Getreide mit der Sense ernten; das getrocknete Getreide mit der Kraxe oder mit Tüchern in die Tenne bringen; dreschen und auspusten mit alten Holzmaschinen; Steine mit der Hand aus dem Acker sammeln; Heu mit dem Rechen vom

 Steilhang kratzen; Bohnen und Kartoffeln von Hand ernten. Hände, Rücken und Füße haben mir am Abend oft geschmerzt, aber die Freude über diese Unmittelbarkeit mit der Natur und die Sinnhaftigkeit der Arbeit hat mich mit großer Zufriedenheit und Dankbarkeit erfüllt, ebenso die herzliche Gastfreundschaft der Familie – immerhin durfte ich fünf Wochen bei ihnen im Haus und am Esstisch in der Küche mit dem Holzherd mit wohnen, essen und leben.
Ein großes Geschenk!

Lutz T.