Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- Juli 2021

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- Juli 2021

Meine Zeit auf dem Bergbauernhof

Wie es alles anfing….

Es begann damit, dass mir Frau Bauer im Sportunterricht von den freiwilligen, sozialen Einsätzen in Südtirol erzählte, die sie bereits auf dem Edith-Stein-Gymnasium eingeführt hatte.
Bei diesen Einsätzen handelt es sich um freiwillige Unterstützung, bei der die Helferinnen und Helfer von überall herkommen und meistens einige Tage bis mehrere Wochen auf dem Hof mithelfen und dafür das südtirolerische Landleben mit Vor- und Nachteilen hautnah miterleben können, wobei sie reichlich mit leckeren Speisen versorgt werden.
Ich selbst hatte das Glück auf der Hinfahrt von Frau Bauer freundlicher Weise mitgenommen zu werden. Wir fuhren am Morgen los, so dass wir nach knapp drei Stunden am Hof in der Nähe vom Reschen See ankamen.
Ich wurde vom Bauern, sowie seiner Frau und der kleinen Tochter auf dem Hof herzlich willkommen geheißen. Nach ein paar warmen Worten wurde mir der Hof von der kleinen Tochter gezeigt.

DAS BERGLEBEN IN DREI WORTEN: RUHIG- FAMILIÄR-ANSTRENGEND
Am Nachmittag ging es dann gleich los: auf die Bergwiesen, gemeinsam rechten wir das Heu zusammen, das der Bauer zuvor gemäht hatte. Wir häuften es so zusammen, dass wir dann nur noch mit dem Anhänger darüber fahren mussten der dann das ganze Heu in einem Zug einsammelte. Das Heu wurde dann in den Stall gefahren damit im Winter die Kühe genug zum Essen haben. Der Bauer erzählte mir bei der Arbeit, dass ohne die Hilfe von mir und vielen anderen Helfern der Hof vermutlich nicht mehr existieren würde. Die Erträge von seinem Vieh reichen nämlich nicht aus, um dann noch zusätzlich Futter für sie kaufen zu können und die Steilhänge kann er auch ohne helfende Hände nicht mehr alleine bewältigen. Zusätzlich müsste er sowieso schon jedes Jahr Heu dazukaufen. Die folgenden Tage waren verregnet, sodass wir erstmal das Heu nicht ernten konnten. So hackte ich und stapelte ich das Feuerholz, womit das Haus über das Jahr geheizt wird.
Am Sonntag war frei und wir gingen gemeinsam in die Kirche, wo die kleine Tochter das erste Mal ministrieren durfte. Während des ganzen Gottesdienstes wurde die Orgel kein einziges Mal angespielt, was ich schade fand und ich spontan nachfragte, was der Grund sei. „Leider gibt es niemand, der die Orgel bedienen könnte.“- war die Antwort vom Pfarrer. Nachdem ich meine Bereitschaft für das Spielen gezeigt habe, durfte ich am Ende des Gottesdienstes noch ein kleines Konzert geben. Zum Schluss bekam die kleine Tochter noch ein wenig Orgelunterricht von mir. Nachhinein erfuhr ich, dass sich die Dorfbewohner gefreut hatten, da seit langem niemand mehr auf der Orgel gespielt hatte.

Am nächsten Tag ging es dann früh hoch auf die Alm, wo das Vieh vom Bauern stand und eine Kuh, die bald kalben würde, in den Stall im Tal in Sicherheit gebracht werden musste. Der Weg nach oben verlief neben einem kleinen Bächlein der die Kühe mit frischem Wasser versorgte.
Als wir die Kuh gefunden hatten, trieben wir sie zu dritt wieder den Berg herunter. Die scheinbar leichte Aufgabe, erwies sich doch schwerer, da die Kuh sich nicht beabsichtige mit uns herunter gehen zu wollen. Nach knapp zwei Stunden war sie dann aber in dem Hänger verladen und wir konnten wieder losfahren.
Nach dem Abendessen ging es mit der Familie auf die Jagd. Wir fuhren die Forstwege ab und des Öfteren sprangen uns sogar Rehe vors Auto. Und so wurde ich auch in die Kunst des Jagens eingeführt. Ich fand es erstaunlich wie geschärft die Sinne vom Bauern waren und wie er Hunderte von Metern entfernt noch das Wild entdecken konnte, das ich nicht mal ansatzweise sah. Selbst mit dem „Fernrohr“ habe ich eine Weile gebraucht bis ich es entdecket hatte.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir die Zeit bei der Bauernfamilie sehr gut gefallen hat und es jedem nur ans Herz legen kann, ähnliche Erfahrungen zu machen. Während dieser Zeit lernte ich nicht nur die Bauernfamilie kennen, sondern bekam ich einen Einblick in ihr privates Leben, wie sie z.B. Geburtstage feiern und Abende mit Freunden verbringen. Es waren alle sehr gastfreundlich zu mir und obwohl ich niemanden kannte, fühlte ich mich sehr wohl. Manchmal fiel es mir schwer den Dialekt der Familie zu verstehen, der allerdings kein Hindernis darstellte, da jeder auch Hochdeutsch sprechen konnte.

Die Arbeit in den steilen Hängen war zwar sehr anstrengend, aber zugleich mit einer atemberaubenden Aussicht zu genießen. Einen Tag vor meiner Abreise arbeiteten wir den ganzen Tag durch. Es hat mich körperlich sehr angestrengt, so dass ich nach acht Stunden im steilen Hang vor den anderen Helfern Schluss machen musste. Aber jeder hat es mir verziehen. Der gegenseitige Respekt ist dort viel wichtiger.
Ich kann Goethes Eindrücken von seiner Südtirol Reise nur zustimmen: „Alles hat hier schon mehr Kraft und Leben (…) und man glaubt wieder einmal an einen Gott