Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- September/Oktober 2022

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau- September/Oktober 2022

Ich habe zufällig auf der Rückfahrt von unserem Südtirol-Urlaub von dieser Sache erfahren und mich ganz spontan angemeldet. Alles ging sehr schnell und so bin ich ab Ende September für 10 Tage auf einem Hof oberhalb Schlanders gewesen. Da ich mit Bus und Bahn (Bahn nach München, mit Flixbus nach Meran und weiter mit der „Vinschger Bahn“) gefahren bin, war es quasi eine Tagesreise. Mit dem Auto würde ich ca. 4 h brauchen. Aber egal, ich wurde sehr herzlich empfangen und freundlich aufgenommen und für meine Bauernfamilie war meine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch etwas Besonderes. Auch die beiden Hunde Sunny und Stix haben mich nach etwas Anbellen sehr schnell ins Herz geschlossen.

Gleich am nächsten Morgen ging’s um 6 h im Stall los, dafür bekam ich einen Overall und „Stallschuhe“ gestellt. Milchkühe füttern und bürsten, teilweise noch etwas ausmisten (die Hauptarbeit erledigte aber eine Maschine auf Knopfdruck), Kälber tränken und sauber machen. Abends von 18:00 bis 19:30 h dasselbe wieder. Für mich nur 10 Tage, aber für die Bauern 365 Tage im Jahr!
Nach dem Frühstück gab es mehr oder weniger jeden Tag etwas anderes zu tun. Gefühlt geht die Arbeit hier nie aus und die Bauersleute sind immer sehr beschäftigt, einschließlich des Opas, der mit seinen 90 Jahren unglaublich fit ist und noch immer diverse Arbeiten erledigt.

Die ersten Tage war Schafhüten und Heruntertreiben von der Sommerweide angesagt, damit die Tierärztin notwendige Blutentnahmen durchführen konnte.
Als gelernter Zimmermann brachte ich natürlich ideale Voraussetzungen für viele der Arbeiten mit. Ich habe Schafsgatter repariert, Abdeckungen für den Heuabwurf neu gemacht, den Holzboden im Ziegenstall ausgebessert, usw.. Mein „Meisterstück“ war die Reparatur des Hockers für die Schafschur. Dieses Teil, das sicherlich der Opa von seinem Opa geerbt hat, benötigte diverse Instandsetzungsarbeiten und neue Beine. Diese habe ich aus soliden Haselnussstecken geschnitten und mit der Feile millimetergenau eingepasst, so dass er wieder massiv und sicher steht.
Einen ganzen Tag haben wir das Holzgatter einer Weide in extrem unwegsamen Gelände repariert. Das war vermutlich der anstrengendste Tag für mich. Obwohl ich sehr viel Sport mache (Radfahren, Joggen und Kraftsport) und mich dadurch sehr fit fühle, bin ich dabei an meine Leistungsgrenzen gestoßen. Buhhhh……

In der zweiten Hälfte meines Aufenthalts meldete sich der goldene Oktober zurück und es war Zeit für den „Boufel“. So nennt der Südtiroler Bergbauer den dritten Schnitt der Bergwiesen für Heu. Die speziellen Maschinen, die hier zum Einsatz kamen hatte ich beim Bergwandern bisher immer nur aus der Ferne gesehen. Einen ganzen Tag waren der Bauer mit dem Balkenmäher und ich mit der Motorsense unterwegs. Die Wiesen direkt ober- und unterhalb des Hofs, mit Steigungen von über 50 Grad waren so steil, dass man wirklich Probleme hat zu stehen. Nach dem Mähen mussten wir das Heu auch noch von Hand rechen bis es mit dem SiloMax weiter ging. Leider war ich zum Heu einfahren nicht mehr dabei, da mein Aufenthalt soweit fest geplant war und die 10 Tage einfach ratzfatz um waren.

Ich bin sehr froh, dass ich davon erfahren und mich kurzentschlossen angemeldet habe. Es war für mich eine vollkommen neue Erfahrung mit außergewöhnlichen und spannenden Momenten. Trotz aller Anstrengungen hat es mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe einiges gelernt.
Aber das Wichtigste: Ich habe einer sehr netten Bergbauernfamilie ein paar Tage helfen und unter die Arme greifen können, die mich dafür im Gegenzug bestens verpflegt hat.

Vielen Dank an die nette Familie und den VFA!

Es war mein erster und sicherlich nicht letzter Einsatz, ich komme wieder!
Euer Andreas