Allgemeine Zeitung – Januar 2024

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Arbeiten mit Aussicht

Auf die Idee gebracht hat sie ihr Lebenspartner Markus Brocks, der vor zwölf Jahren schon einmal die Erfahrung gemacht hat. „Jetzt wollten wir’s mal zu zweit ausprobieren“, sagt Lanfer. Interessenten müssen mindestens 16 Jahre alt sein und auf einem Formular angeben, für welche Arbeiten – beispielsweise als Handwerker oder Erntehelfer – sie sich interessieren und welche Region sie bevorzugen. Kost und Logis ist in den Familien für die Helfer frei.

Im norditalienischen Dörfchen Algund haben Rita Lanfer und Markus Brocks schließlich ihre Aufgabe in der Heuernte sowie in der Käserei gefunden und auch bei der Renovierung mitgeholfen. „Die Arbeit ist aber wirklich kein Zuckerschlecken“, gibt Lanfer zu bedenken. 6 Uhr morgens klingelt der Wecker. 6.30 Uhr gibt’s Frühstück und dann geht es an die Arbeit. „Das Anstrengendste war, im Steilhang am Berg zu stehen und das Heu herunterzuharken“, blickt Lanfer zurück, „weil man immer aufpassen muss, nicht auf das geschnittene Heu zu treten.“ Das A und O seien vernünftige Wanderschuhe. „Nach dem Abendessen um sieben Uhr und einem ganzen Tag an der frischen Luft fällt man dann todmüde ins Bett und schläft richtig gut“, schmunzelt Lanfer.

Ihr Highlight auf 1330 Metern Höhe sei jeden Morgen die Aussicht gewesen. „Die hatten ein Küchenfenster, das war wie Fernsehen – mit weitem Blick über Meran und Bozen“, schwärmt die Reise-Expertin, die schon viel in der Welt herumgekommen ist, noch heute.

Beeindruckt hat sie, dass die Bergbauern „zu 80 Prozent Selbstversorger“ seien. In Gewächshäusern werde das eigene Gemüse angebaut und von geschlachteten Tieren alles verwertet. „Das hat bei mir auch zu einem Umdenken geführt: Man kommt mit sehr wenig zurecht“, findet Rita Lanfer. „Danach ist man richtig geerdet.“

Obwohl die Bergbauern stets auf Hilfe angewiesen sind, nehmen sie nicht jeden auf. Verständlich – denn während der Zeit teilt man so ziemlich alles mit der Gastfamilie. „Man wohnt bei denen, isst mit denen, darf sich dort am Kühlschrank bedienen“, staunt Lanfer über so wenig Privatsphäre der betroffenen Familien.

Im Anschluss haben die beiden ehrenamtlichen Helfer auf dem Rückweg noch ein Wochenende im Wellness-Hotel eingelegt – um sich etwas von der körperlichen Arbeit zu erholen. Und dennoch: Sie würden es wieder tun. Und Rita Lanfer freut sich auch, dass schon einige Leute bei ihr im Reisebüro „Ihre Urlaubsplaner“ nachgefragt hätten. Die Interessierten hat sie dann auf die Homepage der Bergbauernhilfe verwiesen, über die man mit den Familien direkt in Kontakt treten kann: | www.bergbauernhilfe.it