Dolomiten – April 2022

Dolomiten – April 2022

Die Helfer kommen wieder

Arbeitseinsätze: Zahl der freiwilligen Helfer steigt wieder – Mehr Einsatztage auf Bergbauernhöfen – Weniger Bauern beantragen Hilfe

BOZEN (pra). Es geht wieder bergauf: Nach sinkenden Zahlen während der Pandemie melden sich nun wieder mehr freiwillige Helfer für Bergbauern. Im vergangenen Jahr haben 1106 Helfer insgesamt 17.718 Einsatztage geleistet.

Seit über 27 Jahren schon vermittelt der „Verein Freiwillige Arbeitseinsätze“ (VFA) Arbeitsgehilfen an bedürftige Bergbauern. 
Von insgesamt 10.000 Bergbauernhöfen in Südtirol fallen etwa 2500 in die Kategorie „bedürftig“, sie können beim VFA um Hilfe ansuchen. Jedes Jahr nehmen weit über tausend Freiwillige am Projekt teil. Der VFA sorgt für die Vermittlung und Betreuung von Gesuchstellern und Helfern.

„Die Freiwilligen bringen sich hauptsächlich bei der Feldarbeit, der Stallarbeit, dem Brennholz, der Betreuung von Kindern, als Mithilfe im Haushalt und bei verschiedenen Bau- und Renovierungsarbeiten ein“, sagt Georg Mayr, Obmann des Vereins. Gemeinsam mit der Caritas, der Lebenshilfe und dem Jugendring hat er im Jahr 1996, damals noch als Obmann des Bauernbundes, das Projekt in die Wege geleitet.

Ziel und Zweck des VFA ist es, bedürftigen Bergbauern mit diesen freiwilligen Arbeitseinsätzen unter die Arme zu greifen. Den Helfern wird im Gegenzug für ihre aktive und ehrenamtliche Mitarbeit ein vertiefter Einblick in das bäuerliche Leben gewährt. Die Vermittlung wird das ganze Jahr über angeboten und in Anspruch genommen.

Die Pandemie machte dem VFA allerdings einen Strich durch die Rechnung, in den Covid-Jahren brachen die Zahlen etwas ein. Von den Spitzenwerten, die Mitte der 2010er-Jahre erzielt wurden, ist der VFA zwar noch weit entfernt, aber die Zahl der Helfer hat sich mittlerweile wieder erholt.

Eine Zahl sorgt jedoch für wenig Freude: Die Anzahl der Bauern, die ein Gesuch um Arbeitsgehilfen stellen. Bereits das 4. Jahr in Folge ist dieser Wert rückläufig. Vergangenes Jahr waren es noch 266 Bauern. Der aktuelle Stand für das Jahr 2023 lässt allerdings hoffen, die Zahl der Gesuchsteller ist Stand Ende März nämlich etwas höher als im Vergleichszeitraum der letzten Jahre.

Von 1936 Gesuchstellern im vergangenen Jahr haben tatsächlich 1106 Personen auf den Höfen geholfen. Die meisten davon sind zwischen 40 und 70 Jahre alt, ein Drittel ist jünger als 30 Jahre. Was auffallend war: Im letzten Jahr nahmen erstmals mehr Frauen (53,8 Prozent) als Männer (46,2Prozent) am Projekt teil. Dazu sagt Mayr: „Es ist sehr erfreulich, dass erstmals mehr Frauen als Männer und auch viele junge Helfer tatkräftig die Bergbauern unterstützen.“ Der Großteil der Helfer (72,1 Prozent) stammt aus Deutschland und nur knapp ein Viertel aus Südtirol selbst. Die meisten Bergbauern, die um Unterstützung angesucht haben, kommen aus dem Vinschgau oder dem Pustertal. Bei 10,4 Tagen liegt die durchschnittliche Einsatzdauer eines Helfers.

Bei der Mitgliederversammlung des VFA waren neben Landesrätin Waltraud Deeg, die dem Verein ein Lob aussprach, auch Vertreter der Trägerorganisationen anwesend. „Wenn der Rückgang der Bergbauernhöfe in Südtirol sich in den vergangenen Jahren vergleichsweise in Grenzen hielt, ist das sicher auch Vereinen wie dem VFA zu verdanken“, betonte Bauernbund-Obmannstellvertreter Bernhard Burger. Philipp Tarfusser war für den Südtiroler Jugendring vor Ort und versprach, die freiwilligen Arbeitseinsätze wieder vermehrt bei den
jungen Südtirolerinnen und Südtirolern zu bewerben. Die Bergbauern sollen sich nämlich auch in Zukunft auf zahlreiche freiwillige Helfer verlassen können.

 

2 Fragen an…
Georg Mayer, Obmann des VFA

„Dolomiten“: Warum ist der „Verein Freiwillige Arbeitseinsätze“ so wichtig für Bergbauern?

Georg Mayr: Die Bergbauern bekommen zwar eine Förderung, aber das reicht nicht aus. Aufgrund der extremen Bedingungen können viele von ihren Arbeiten oft nicht mit Maschinen, sondern nur per Handarbeit erledigt werden. Der Aufwand ist ein viel größerer. Es werden dringend Arbeitskräfte benötigt.

„D“: Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf das Jahr 2023?

Mayr: Die Zahl der Anmeldungen ist zurzeit sehr hoch. Heuer wurden bereits 1043 Einsatztage geleistet, das sind deutlich mehr als in den Vorjahren zu diesem Zeitpunkt. Ich
bedanke mich bei jedem, der sich dazu bereit erklärt, diese etwas „alternative“ Erfahrung zu machen und somit den Bergbauern unter die Arme greift. (pra)