Erlebnisbericht aus dem Pustertal – September 2021

Erlebnisbericht aus dem Pustertal – September 2021

Bergbauernhof im Pustertal

Schon lange wollte ich auf einer Alm arbeiten. Die Südtiroler Bergbauernhilfe bietet freiwillige Arbeitseinsätze gegen Kost und Logie an. Ein Bergbauernhof kommt einer Alm schon recht nahe, da kann ich anfangen.
Aus einigen Angeboten wähle ich einen Bauernhof im Ahrntal. Eine junge Familie, Kühe, Almen, der Hof auf der Südseite eines schönen Tales.

Mit dem Zug geht es über den Brenner und Franzensfeste nach Bruneck. Von dort fährt der Bus eine Stunde ins Ahrntal. Grüne Wiesen ziehen sich steil den Berg hinauf, dazwischen kleben die Bergbauernhöfe. Mir wird es mulmig, diese Wiesen sehen wirklich steil aus. Und da soll ich bei der Ernte mithelfen. Sicherheitshalber habe ich meine Grödel dabei.

In Sankt Peter angekommen, holt mich die Frau des Jungbauern mit den zwei Kindern ab. Kurvige Straße hinauf zum Bauernhof, 1340 m. Von der Bernhardinerhündin Luna werde ich feucht begrüßt, ihre zwei kleinen Welpen sind zu süß. Umziehen und los zum Heuwenden.

Wir fahren ein paar Kilometer talabwärts zu gepachteten Wiesen. Dort begrüßen mich der Jungbauer und seine Mutter, die in meinem Alter ist. Holzrechen in die Hand und los geht’s.

 

Unvorsichtigerweise vergesse ich, Handschuhe anzuziehen. Die anderen haben allerdings auch keine an. Auf die Schritte achten, festen Stand suchen, dann das gemähte Gras wenden. Hört sich nicht schwierig an, sieht auf Bildern wie Sommerfrische aus. Nach einiger Zeit frage ich mich, wie kann Gras so schwer sein. Es muss auf die feuchte Seite gewendet, aufgelockert werden. Reihe für Reihe, bergauf. Es ist heiß, die Hände fangen an zu brennen, durch die einseitige schräge Fußstellung bekomme ich Krämpfe in den Füßen, ich habe Durst. Meine Wasserflasche liegt unten

, momentan unerreichbar. Die steile Wiese ist glücklicherweise kein Problem für mich.

Das trockene Heu wird vom Bauer mit einer rollierenden Maschine zu Haufen geschichtet und Richtung Tal befördert. So spart man sich einige Arbeit mit dem Rechen. Es bleibt dennoch genügend Heu liegen, das zusammen gerecht werden muss. Jeder Halm ist wichtig. Am Schluß liegt das ganze getrocknete Gras auf dem Weg, der die steilen Wiesen unterteilt, und wird von der Auflademaschine eingesammelt. Immerhin erledigt das der Traktor. Schnell ist der Anhänger voll und wird auf den Hof gefahren. Kurz vor Dunkelheit kommt er nochmal. Es wird solange

 gearbeitet, bis alles erledigt ist. Mein Trost, wenn es dunkel ist, ist Schluß. Zu gefährlich, hier an den steilen Hängen zu arbeiten.

Die Altbäuerin hat Apfelsaft dabei, meine Rettung. In kurzen Pausen trinken wir einen Schluck, dann geht es weiter. Ausruhen gibt es nicht, kaum kann ich mal ein Foto machen. Die Blasen an den Händen melden sich. Wie konnte ich nur die Handschuhe vergessen? Endlich ist die letzte Fuhre im Anhänger. Ich darf auf dem Kotflügel des Traktors neben dem Bauer Platz nehmen und mich auf der Heimfahrt durchschütteln lassen. Großartig!

Ich lebe ohne Uhr, ohne Planung, ohne Termine. Erleichterung, dass andere mir sagen, was ich zu tun habe! Keine Verantwortung, herrlich! Wunderbar ist die Aussicht auf das Tal, grüne Wiesen, spitze Kirchtürme, dunkle Wälder, die Bergketten, ganz hinten die Spitze des Rothorns.
Ein herrliches Gefühl: Sommer, Hitze, Berge, Heu, eine neue Gemeinschaft, Erschöpfung, Freiheit, Glück! Ich bin begeistert!

Der erste Tag, der nur ein halber Arbeitstag war, ist geschafft. Ich auch. Wie ich das zwei Wochen lang aushalten soll, werde ich sehen. Diese harte anstrengende Arbeit bin ich nicht gewohnt. Ich bin so todmüde, dass ich sofort ins Bett falle. Kaum noch Energie, ein paar soziale Kontakte per Whatsapp zu pflegen. Warum habe ich mir zwei Bücher mitgenommen? Wann soll ich die lesen?

Um 7 Uhr Frühstück mit der Altbäuerin. Auf der blanken Wachstuchdecke gibt es Vinschgauer Brot, im Holzofen selbst gebacken, weiße Kaisersemmeln vom Bäcker. Die Butter hat die Tochter, die eine Alm bewirtschaftet, selbst gebuttert, Marmelade und Honig sind vom eigenen Hof. Kaffee und heiße Milch. Stärkung für den Tag.

Der Bauer zeigt mir, wie ich Stangen entrinde. Über zwei Böcken liegt ein 3 – 5 Meter langer halbierter Fichtenstamm. Ich setze mich rittlings drauf und bekomme ein Schäleisen in die Hand. An einem etwa ein Meter langen Stil ist vorne ein halbmondförmiges Eisen angebracht. Damit schäle ich die Rinde ab. Das helle Holz muss zum Vorschein kommen.

Die Stangen werden zu Weidezäunen auf den Almen. Möglichst glatt soll der Stamm werden, damit das Wasser abläuft. Möglichst lang sollen die Späne werden, sie werden zu Anmachholz. Mit den langen Spänen und der Glätte klappt es noch nicht so gut. Flach halten, den Rindenschäler, dann kann man mit weniger Druck arbeiten. Leichter gesagt als getan. Erst nach ein bis zwei Stämmen klappt es besser. Der Bauer schleift mein Eisen nach, dann geht es besser.

Ich sitze in der Garage unterhalb des Hauses. Der Blick geht über Lärchen- und Fichtenwälder hinauf bis zum Schwarzenberg. Blauer Himmel. Luna kommt vorbei, will gestreichelt werden. Die weiße Katze schmiegt sich um meinen Hals, ich spüre ihre raue Zunge im Gesicht. Die Hühner gackern, der Hahn kräht, die Truthähne kollern im Gleichtakt, das Kälbchen auf dem Hof ruft nach seiner Mutter, Schwalben jagen die letzten Mücken, hin und wieder laufen Kompressor und Presslufthammer, der Bagger buddelt, überall wird gearbeitet, eine wunderbare Sinfonie. Von wegen idyllischer Bergbauernhof. Trotzdem eine friedliche Stimmung. Großartig!

Ich bearbeite meine Stämme, meine Hände sind schon lahm. Der Bauer begutachtet meine Ergebnisse, äußert sich lobend und fräst die letzten hartnäckigen Astlöcher aus dem Stamm. Endlich Mittagszeit.

Später helfe ich dem Bauern beim Aufräumen der Werkstatt. Er hat alle Werkzeuge, Geräte, die man zur Reparatur der vielen Maschinen braucht, inklusive Hebebühne. Mit einem benzingetränkten Lappen Werkzeuge abgewischt, Werkbank geputzt, das Gewinde von Muttern und Schrauben an einer Vorrichtung von Hand gedreht, vom Rost befreit. Etwas zu schwungvoll habe ich abgewischt, die Unterlegscheiben runtergefegt und darf sie nun im Staub suchen.
Kleinigkeiten am Traktor, Anhänger werden repariert, ich halte, drehe, bringe die Werkzeuge, bekomme immer freundliche, genaueste Anweisungen. Der Balkenmäher muss mit Lappen, Bürste, Reinigungsmittel geputzt werden, zum Schluß mit dem Hochdruckreiniger.

Einen Hubwagen soll ich von oben holen. Was ist bloß ein Hubwagen? Damit kann man Paletten, größere Sachen transportieren. Schwer lenkbar manövriere ich das gewichtige Teil die abschüssige Straße auf den Hof. Dort wird ein riesiger Ballen Kraftfutter aufgeladen, der in den Stall soll. Ich schiebe, drücke und mit Schwung klappt’s dann auch.

Vor dem Wohnhaus ist ein schöner Garten. Ich darf Unkraut entfernen, den Weg säubern, Zwiebeln ernten. Hier wachsen Lauch, Schnittlauch, Erdbeeren, Kürbisse, Zucchini, Salat, viele Kräuter, Johannisbeeren und an einer sonnigen Wand Aprikosenbäume und Reineclauden. Die Altbäuerin zeigt mir, was weg muss. Nicht dass ich mit meinen bescheidenen gärtnerischen Kenntnissen eine Nutzpflanze ausreisse. Eine wunderbare Arbeit. Die Sonne scheint von einem klaren blauen Himmel, die Farben strahlen, das Gelb der Goldrute leuchtet, auf der Sonnenblume sonnt sich ein Schmetterling: ein Traum!

Die Unkräuter verfrachte ich mit der Schubkarre auf den Hof. Sofort machen sich die Hühner darüber her. Der Gockel, dem schon ein paar Federn seines stolzen Schwanzes fehlen, steht oben auf dem Haufen und bewacht seine Schar. Dazwischen tummelt sich das schwarze Kälbchen, springt munter über den Hof und ruht sich gerne im Hühnerstall inmitten der Hühner aus.

Heu umschichten ist auch so eine Arbeit, die ich erledige. Es sieht leicht aus, das Heu duftet wunderbar, aber es ist schwer. Der Haufen auf der einen Seite wird kaum kleiner, auf der anderen Seite kaum größer.
Diese Heumengen laden zu einem Heubad ein. Reingeworfen in den Heuberg! Ein wunderbarer Duft! Es pickst überall und hört nicht mehr auf. Wie kommt das Heu in die Unterwäsche? Nie wieder ein Heubad!

Die Tochter bewirtschaftet eine Alm auf der anderen Seite des Tales, schon in Österreich. Mit Helferinnen stellt sie Käse und Butter her. Das bayerische Fernsehen dreht einen Film über sie und ihre Arbeit.
Am Samstag ist Almabtrieb. Die Kühe werden zwei Tage über den Krimmler Tauern Pass 2634 m ins Ahrntal getrieben. Viele Treiber sind gefragt. Am Nachmittag kommen die Kühe in Kasern an, geschmückt mit bestickten Kuhglockenhalsbändern. Ich habe frei und darf mitkommen. Wieder ein perfekter Sonnentag. Die Almerin gibt Speck, Käse und Brot aus, es gibt Bier. Endlich sitzen, die Hände tun nichts, entspannen, ausruhen. Wohlgefühl!
Im Hänger werden die Kühe auf die Höfe verteilt. Ich darf mit dem Bauer und „unseren“ Kühen auf den Hof fahren. Wer hätte das gedacht, ich auf dem Traktor mit den Kühen von der Alm! Der Sitz des Fahrers ist gepolstert und gefedert, ich sitze auf dem Schutzblech des Kotflügels. Keinerlei Federung, ich werde toll durchgeschüttelt, bei einem Heidenlärm. Großartig!

Jetzt ist im Stall mehr zu tun, 15 Kühe von der Alm sind dazu gekommen. Nun heißt es ausmisten für mich. Der Bauer zeigt mir, wie es geht und welche Strategie ich anwenden muss. Zuerst die Liegeflächen abkratzen. Dann hinter den Kühen, die gerade ihr Futter bekommen und beschäftigt sind, die Fladen beseitigen. Danach im Mittelgang saubermachen und alles zur Schubkarre transportieren. Dabei nichts verlieren, was anfangs nicht immer gelingt. Nicht mit zuviel Schwung aufladen, sonst gibt es eine kleine Mistdusche. Der Gestank, die Form und Beschaffenheit der Hinterlassenschaften der Kühe stören mich nicht. Zumal ich nach der Coronaerkrankung den Geruch wenig wahrnehme. Der Mist ist nur so wahnsinnig schwer. Das dauert. Die Fuhren fahre ich in die Rinne bei den Milchkühen. Achtung, treffsicher abladen. Am Anfang ist das nicht ganz geglückt. Ebenso das Um-die-Kurven-fahren mit der vollen Mistkarre. Inzwischen bin ich geübte Mistfahrerin!
Alle Kühe fressen, bis auf eine, die eine Bürstenmassage genießt. Sie glotzt mir zufrieden zu, wie ich schweißgebadet ihren Mist wegräume. Eine riesige längliche Bürste mit harten Borsten setzt sich bei geringer Berührung in Bewegung. Kaum habe ich sie einmal berührt, schon verpasste sie auch mir eine derbe Massage.

Das Milchgeschirr wird geputzt. Mir ist es nicht geglückt, trocken zu bleiben. Einmal nicht auf den Schlauch festgehalten und schon bin ich naß.

Von der Alm kam die deutsche Edelziege Zenze, ein schönes schneeweißes Tier. Zu gerne würde ich sie einmal melken. Die Tochter zeigt mir, wie es geht. Kräftig drücken und ziehen, abwechselnd rechts und links. Dabei das Euter anstoßen und massieren. Mir gelingt es, Milch in den Eimer zu melken, allerdings nur einen dünnen Strahl. Sehr schön warm und angenehm ist das Euter. Die Kraft in meinen Händen hat von den Arbeiten schon nachgelassen, zudem denke ich, dass Zenze das kräftige Ziehen und Drücken nicht gefällt. Darüber müsste ich mir keine Gedanken machen, meint die Tochter. Sie hat in kürzester Zeit den ganzen Eimer gefüllt. Übung macht den Meister. Die Ziegenmilch bekommen die Schweine, wie gerne hätte ich einmal gekostet.

In der zweiten Woche kommt der Bagger zum Bau einer Wasserleitung. Am Hang wird ausgebaggert, riesige Stein- und Materialmengen werden verschoben. Eine Zufahrt wird gebaut, Regenwasser und Wasserleitungen werden neu gelegt. Im neuen Gebäude, das als Rohbau schon steht, ist die Turbine untergebracht.
Im Untergrund tauchen kleinere und größere Felsen auf. Ein besonders großer Granitblock wird angebohrt und mit Klemmkeilen nach und nach zerkleinert. Erstaunlich, wie sich der Stein aufspalten lässt. Eine lärm- und staubintensive Arbeit.
Ich gewöhne mich an die nah über mir schwebende Baggerschaufel. Schräg am matschigen Hang steht das Riesenungetüm von Bagger. Ich hoffe, es rutscht nicht ab. Es kriecht auf und ab, dreht sich flink, buddelt hier, bringt das erforderliche Material, leert es millimetergenau vor meine Füsse. Der Baggerfahrer versteht sein Handwerk. Ihm darf nur nie die Hand ausrutschen!

So sind wir tätig. Ich schleppe Rohre, wie schwer sind die Plastikrohre!, Muffen, Verbindungsstücke im richtigen Durchmesser, lege Dichtungen mit der Lippe in der richtigen Richtung, fette sie ein, stecke sie zusammen und dann werden sie verbuddelt. Vieles erledigt der Bagger, es bleibt genügend Feinarbeit mit der Schaufel.
Dazu schleppe ich Winkelschleifer, Holzhammer, Vorschlaghammer, Rohrzangen, Pickel, Schaufeln, Kabel, Rechen an, damit der Bauer arbeiten kann. Alles erklärt er mir geduldig, immer höflich, bitte bringe mir …. danke. Das ist angenehm, da arbeitet man gern.
Für mich ist das eine völlig neue Erfahrung, mit Männern auf einer Baustelle zu arbeiten. Ich denke, ich stelle mich recht geschickt an und diese Hilfs- und Bringdienste erleichtern ihre Arbeit.
Gegen den Bach hin, als Hochwasserschutz, wird eine Böschung aus riesigen Granitsteinen gebaut. Der Bagger, beziehungsweise der Baggerfahrer, passt die Steine genau ein, verteilt Feinmaterial dazwischen und in kurzer Zeit steht eine 2 bis 3 Meter hohe Mauer, schön gerade im richtigen Winkel.

Oft schweift der Blick ins Tal und auf die Berge. Strahlend blauer Himmel, klare Luft, leuchtende Farben, dunkle Bergbauernhöfe zwischen grünen Wiesen, der spitze Kirchturm von Sankt Peter, darüber die leicht beschneiten Berge, ein Traum, ein Postkartenbild!
Um 10 kommt die Altbäuerin mit Specksemmeln und heißem Fruchtsaft. Eine kurze Pause, dann geht’s weiter. Um 12 macht der Baggerfahrer Mittagspause. Da bin ich froh, denn sonst würde der Bauer ohne Unterbrechung weiter machen.

Hoch zum Mittagessen. Das Essen ist gut, vieles stammt aus eigener Produktion: Hühner- Truthahnbrühe, Speck, Zwiebeln, Pilze, Salat, Reineclauden, Butter, Eier, Milch, Brot, Apfelsaft, Holunder-, Johannisbeersirup, Marmelade, Honig.
Im Stall unten sehe ich einen Hafen mit angeschlagenen Äpfeln. Auf Nachfrage kann ich mir dort gerne welche nehmen. Ausgezeichnete, frische, knackige Äpfel, da decke ich mich ein. Sie sind für die Schweine! Sonst gibt es keinen guten Speck.

Jeder kommt an den Tisch, wenn er mit der Arbeit fertig ist. Einmal sitzen doch fast alle am Tisch, auch die Tochter mit dem jüngsten Enkel, 11 Monate. Da ist der Altbauer ganz der begeisterte Großvater. Geübt füttert er den Kleinen. Lebhaft geht es zu, jeder erzählt. Ich verstehe ja nur einzelne Worte von dem Dialekt. Mit mir sprechen sie hochdeutsch. So kann ich alles beobachten. Einfach toll, so eine Familie zu erleben. Unbekümmert, direkt, ungezwungen. Soviel Leben, soviel Glück, soviel Liebe mit den Kindern!
Nebenher wird an Schulaufgaben vom Sohn gerätselt. Schule ist nicht seins, er ist lieber auf dem Hof unterwegs. Mit seinem Kinderquad düst er auf und ab. Ich durfte sogar einmal hinter ihm Platz nehmen. War mir nicht ganz geheuer, er ist zu rasant mit diesem wackligen Gefährt auf den abschüssigen Wegen unterwegs.
Er hat 14 Hasen, die er selbst versorgt, wunderschöne schwarzweiße und braunweiße Tiere. Dafür hat er eine Wiese, die er selbst mit der Sense mäht. Ich durfte die Sense auch einmal in die Hand nehmen und habe tatsächlich erfolgreich Gras geschnitten. Eine persönliche Beziehung stellt er zu seinen Hasen nicht her. Er verkauft sie an seinen Großvater, sie landen auf dem Tisch.

Am Samstag kommt die Tierärtzin. Um zu wissen, ob eine Kuh trächtig ist, langt sie bis zum Oberarm in den Körper hinein. Gut möglich, dass die Kuh da gerade einen Fladen fallen lässt. Während meines Aufenthalts wurden drei männliche Kälbchen geboren. Leider habe ich den Vorgang nicht direkt erlebt. Das Kälbchen lag schon nass und glitschig im Heu und wurde von der Mutter abgeleckt. Es steht gleich auf und stackst auf wackligen Beinen zum Euter.

Beschwingt von den freundlichen Menschen, der harten Arbeit, der herrlichen Umgebung, den Bergen, der sinnvollen Arbeit, bin ich einfach beglückt!
Selbst das Ausmisten ist vergessen, wenn ich zur Stalltür herauskomme und dieses wunderbare Panorama sehe! Der Himmel wird heller, die ersten Strahlen der Sonne blitzen über den Bergkamm, es wird wieder ein perfekter Tag.

Der Bergbauernhilfe werde ich schreiben, daß sie die Arbeitseinsätze als Abenteuerurlaub verkaufen können. Fitnessstudio, Diät, Yoga, Sonnenstudio, Coach, Therapie, Eventagentur, Zoo werden absolut überflüssig. So ein Einsatz hilft gegen Bournout, Übergewicht, Sinnsuche, Bewegungsmangel, Trübsinn, weitet den Horizont, gibt neue Einblicke und macht glücklich.

Begeistert, glücklich, erschöpft, mit einem neuen Blick komme ich zurück! Nächstes Jahr geht’s auf die Alm!