Erlebnisbericht aus dem Ultental April 2016

Erlebnisbericht aus dem Ultental April 2016

Bergbauernhilfe auf einem Bergbauernhof im Ultental 5.4.2016 bis 26.4.2016

Fahrt mit Flixbus:  110,00 €

Auf dem Bergbauernhof im Ultental leben der Bauer, die Bäuerin und vier der fünf Kinder. Der älteste Sohn arbeitet in Walburg in einem Geschäft. Einte Tochter ist seit kurzem in London. Dort gefällt es ihr ganz gut, allerdings hat sie ihre Schwierigkeiten mit dem Essen. Die Küche ist nicht vergleichbar mit der heimischen. Das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen.

Die 13-jährige Tochter zeigte mir das Haus vom Keller bis zum Boden und stellte mich allen Familienmitgliedern Oma, Opa, Onkel, Tante und den Nachbarn vor. Dann konnte ich ihr Zimmer unterm Dach beziehen, wo ich weder das Krähen des Hahnes oder das Gekreische von Nachbars Pfau gehört habe.

Meine Aufgabe war es, die Kinder gegen 6.20 Uhr zu wecken, Feuer machen, Frühstück vorbereiten und sie pünktlich gegen 7.00 Uhr aus dem Haus zu scheuchen. Der Schulbus fuhr 7.15 Uhr und bis zur Haltestelle mussten sie ca. 15 Minuten laufen. Wenn es knapp wurde, geregnet hat, oder die Taschen zu schwer waren, dann fuhr Mutti mit dem Auto. Und wie fast überall das gleiche Problem, abends nicht ins Bett und früh nicht raus.

Nach dem gemeinsamen Frühstück fragte ich immer nach dem Tagesprogramm, aber meisten kam es anders. Der Bauer fuhr zu einem anderen Hof (1.600m), wo die Haflinger untergebracht waren. Die kürzeste Verbindung war 7 km, aber da noch Schnee lag, musste er erst ins Dorf fahren und dann einen anderen Weg nehmen. Also mehr km (15) und Zeit.
Die Kinder kamen oft erst mit ihm nach Hause. Alle waren fußballbegeistert und wenn Training war, dementsprechend spät zu Hause, wo gemeinsam gegessen wurde. Für mich viel zu spät und so habe ich zu einer angemessenen Zeit gegessen und mich zurückgezogen. Die Tochter hatte mir Bücher mitgebracht, die auch Pflichtliteratur in der Schule waren (“Schrei des Löwen” von Ortwin Ramadan). Im Buch ging es um zwei Jungen aus Nordafrika, die nach Europa unterwegs waren.

Witzig fand ich auch die Bemerkung einer älteren Frau gegenüber der Freundin der Bauerntochter, die moderne Jeans trug, welche an den Knien zerrissen sind. Sie fragte das Mädchen, ob ihre Eltern so arm wären oder ihre Mutti nicht nähen könnte. Sie würde ihr eine neue Hose nähen.

Wäsche aufhängen, abnehmen, bügeln, Gartenarbeit, Holz holen, in der Küche Feuer machen, Holz sägen, Holz stapeln gehörten zum Ritual.
An einem Nachmittag war Elternsprechstunde in der Schule. Da habe ich mich mit in die Warteschlange der Eltern eingereiht, weil die Bäuerin zu drei Lehrern musste. Der Kuchenbasar der Schüler war sehr abwechslungsreich gestaltet und am Ende haben wir noch mit den vielen Geschwistern der Familie geplaudert und den leckeren Kuchen probiert.
Am Abend probte die Feuerwehr einen Einsatz am Nachbarhof.
Donnerstag ist Knödeltag bei Oma, zum Leidwesen der 13-jährigen Tochter, die lieber was anderes essen würde.
Zwei Säcke alte Semmeln warteten auf Arbeit. Mit der Grammel wurde alles zerkleinert, aber ich habe nur die Hälfte geschafft, da andere Arbeiten wichtiger waren.

Die Kühe werden von einem Gutachter geprüft und ausgewählt für die Leistungsschau im Mai. Das heißt, vorher wird alles sauber gemacht, der Stall und natürlich vorrangig die Tiere. Sie sollten auch jeden Tag ausgeführt werden, um sich an das Laufen zu gewöhnen. Aber dazu ist es während meines Aufenthaltes nicht gekommen, da es zu kalt und zu windig war.
Inzwischen war es wärmer geworden und der Löwenzahn blühte. Ich beeilte mich mit dem Sammeln der Blüten, um dann mit Unterstützung von Oma, Löwenzahnhonig zu machen, bevor der Bauer die Gülle ausfährt.

Der Ausflug zum Besinnungsweg in Naturns fiel wegen Regen aus. Darüber war keiner traurig, denn es gab reichlich Arbeit mit den Haflingern, die zur Leistungsschau nach Meran fahren sollten. Große Freude, als ein Anruf kam, dass die Stute unter den Ersten ist. Das hieß, am Sonntag ist sie im Finale. So hatte ich das Glück und konnte diese Schau in Meran erleben. Ich fand keinen Unterschied bei den Pferden. Für mich waren alle schön. Meine Nachbarin erklärte mir dann doch so Einiges und ich kann die Freude verstehen, wenn die Sieger aus dem Häuschen sind. Mein Bauer belegte den 5. Platz und Norbert Rier aus Kastelruth den 3. Platz. Die zahlreichen Haflinger kamen aus dem Sarntal und aus Kastelruth. Leider habe ich keine Fotos, da mein Fotoapparat auf der Rückreise nach Hause verloren ging. Das macht mich sehr traurig, aber es ist nicht zu ändern. Alles ist im Kopf gespeichert und die Erlebnisse sowieso.

Am vorletzten Tag habe ich noch mit Oma die Backstube hergerichtet, da am nächsten Tag Brotbacken angesagt war. Der Wetterbericht meldete Schnee. Heimreise. – Irgendwo in den Bergen mitten in der Nacht schüttelte Frau Holle ihre Betten aus, aber nicht nur ihre, auch von der ganzen Verwandtschaft. Trotzdem erreichten wir pünktlich mit dem Fernreisebus die Hauptstadt bei Sonnenschein. Meine Gedanken waren in der Backstube im Heidiland, wo sicher tropische Temperaturen herrschten.

4 Dinge kommen im Leben nicht mehr zurück…

Die Tage, die Du erlebt hast.
Die Erfahrungen, die Du gemacht hast.
Die Worte, die Du benutzt hast.
Die Chance, die Du verpasst hast.

Ich wünsche allen eine gute Zeit und viel Spaß beim Lesen.