Erlebnisbericht aus dem Vinschgau – August 2020

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau – August 2020

Erlebnisbericht – Vinschgau – August 2020

Einfach mal machen und mit Erfahrungen nach Hause fahren, die einen nicht unberührt lassen und immer noch nachwirken.

Ende August 2020 war es endlich soweit. Mein erster Einsatz im Vinschgau stand bevor. Viele n Dank an die Bergbauernhilfe, ohne die die Einsätze der Freiwilligen gar nicht möglich wäre.

Voller Vorfreude bin ich die gut 700 km nach Südtirol gefahren und wurde auf dem Hof freundlich von der hoch betagten Mutter und ihrem Sohn begrüßt. Der Hof wird von dem ältesten Sohn bewirtschaftet, während sich die Mutter mit ihren über 80 Jahren soweit möglich um das Essen und den Haushalt kümmert. Nach einer kurzen Pause ging es gleich zur Heuernte auf eines der Felder. Die Felder sind oft weit verstreut. Wenn ein Hof aufgegeben werden muss, werden die Felder gerne von den ansässigen Bauern gepachtet. Alles was selbst geerntet werden kann, muss nicht dazugekauft werden. Am frühen Abend sind wir müde und ich zusätzlich mit einem extremen Sonnenbrand auf dem Hof wieder angekommen.
Grundsätzlich habe ich vormittags der Mutter im Haushalt geholfen oder im Stall sauber gemacht und nachmittags habe ich bei der Heuernte mitgeholfen. Nun hatte ich auch Blasen an den Händen.

Da das Vieh oben auf der Alm war, durfte ich auch einmal mit hoch auf die Alm. Auf der Fahrt konnte ich durch das offene Fenster die Murmeltiere pfeifen hören und auch sehen. Wie schön. Am Gatter angekommen, standen schon einige Kühe zur Begrüßung da. Was für ein Empfang. Herrlich. Ich habe diese Zeit sehr genossen und hätte die Alm am liebsten gar nicht mehr verlassen. Nun konnte ich nachvollziehen, warum jemand sich für diesen Beruf entscheidet, obwohl dies einen 24/7-Einsatz bedeutet. Chapeau.

Da ich Vegetarierin bin, hat die Bäuerin für uns nur vegetarisch gekocht. Insgesamt war das Essen zwar einfach, aber trotzdem ziemlich lecker. Die selbstgemachten Marmeladen, der Käse von den eigenen Kühen und der selbst gezüchtete Salat sind nicht mit gekauften Lebensmitteln vergleichbar.

Schön war auch mit anzusehen, wie sehr der Bauer und seine Mutter von den beiden kleinen Jungen vom Nachbarhof schon fast vergöttert werden. Beide waren fast jedes Mal da, wenn der Bauer von der Alm herunterkam und beide lieben es, wenn sie dem Bauer vielleicht bei einer Reparatur helfen dürfen. Die Werkstatt ist mit allem eingerichtet. Was für ein Abenteuerspielplatz für die beiden.

Ein kleiner Hof mit einigen Kälbern, Jungvieh und Milchvieh reicht für ein bescheidenes Leben. Da ist viel Idealismus gefragt. Es ist schade, dass es für manchen Hof keine Zukunft geben wird, aus Vielerlei Gründen.

Solange es aber noch Menschen gibt, die ihre Höfe bewirtschaften können und möchten, sollten wir sie nach unseren Möglichkeiten dabei unterstützen.

 

Herzlich Dank für eine besondere Zeit.

M.H.