Erlebnisbericht aus dem Vinschgau Juli 2017

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau Juli 2017

Bergbauernknecht auf einem Hof in Südtirol

In diesem Jahr wollte ich mich daran machen, mir einen meiner Träume zu erfüllen. Ich wollte schon immer auf einen Bergbauernhof in Südtirol, um dort das Leben und die Arbeit kennen zu lernen.

Angemeldet hatte ich mich bei der „Bergbauernhilfe Südtirol“. Von dieser Organisation bekam ich Hofvorschläge, aus denen ich mir – einfach so – einen Hof hoch über Naturns heraussuchte. Dies stellte sich im Nachhinein als sehr gut Wahl heraus. Ende Juli ging es los Richtung Hof. Für mich war es sehr spannend, was mich dort erwarten würde – einmal die Menschen dort und dann die Arbeit. Ein fast nicht enden wollendes Sträßchen brachte mich in zahlreichen Serpentinen auf den 1200m hoch gelegenen, mit Steilhangwiesen umgebenen Hof. Dort wurde ich von der Bäuerin, gleich sehr herzlich empfangen. Danach wurde ich den weiteren Hausbewohnern und der Altbäuerin vorgestellt. Dann kam der Bergbauer zur Tür hinein, begrüßte mich und freute sich, für die nächsten Tage einen „Bergbauernknecht“ zu haben.

Die Bauersleute erklärten und zeigten mir, was so alles auf einem Bergbauernhof in dieser Lage zu arbeiten und zu beachten ist. Am Ankunftsabend ging es dann gleich zur Praxis über, in Form von Stallarbeit. Von den Bauersleuten ließ ich mich in diese einweisen. Nach der Arbeit saß ich noch mit der Familie zusammen, es wurde das ein oder andere von mir und von ihnen erzählt und danach fiel ich müde ins Bett. Nach anfänglichem Abtasten fühlte ich mich am Hof gleich wohl, am Ende der Knechtzeit war es für mich so, als wenn ich schon ewig zur Familie gehören würde – herrlich.

Am nächsten Tag ging es schon früh los, ein strukturierter Tagesablauf lief an. Um 6 Uhr begann die Stallarbeit: misten und was so alles in einem Kuhstall dazugehört. Der Bauer fütterte die Kühe mit gutem Bergheu und molk sie. Unterbrochen vom Frühstück ging ich dann zur „Kuhpflege“ über. Dabei hatte ich den Eindruck, die Kühe warteten schon darauf, verwöhnt zu werden. Jetzt noch Heu aufschütten und umschichten, danach die Heukammer für das kommende Grummet herrichten. Der Mittagstisch unterbrach zur körperlichen Stärkung, am Nachmittag wurden die Steinmauern zwischen den Wiesen und Wegen von Unkraut befreit. Das Wetter passte an diesem Tag nicht zum Grummet mähen.

Mit Schere, Leiter und Sichel zogen wir los. Leiter hoch, Leiter runter, bücken und strecken, dieser Grasbusch, jenes Unkraut – alles wurde entfernt. Gegen Abend wird zur „Marend“ gerufen. Danach gilt es die Abendarbeit im Stall zu verrichten. Rechtschaffen müde, ließ ich mich jeden Tag nach der Arbeit und Gesprächen über die Arbeit, Gott und die Welt am späten Abend ins Bett fallen.

Dann kam der große Tag, das Wetter war gut um das Grummet zu mähen. Eine Mähmaschine mit sieben Reihen Noppenwalzen kam zum Einsatz. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Aber bei der Steillage der Wiesen war diese Maschine, die sich in den Hang krallt, mehr als angebracht. Der Bauer mähte mit einem Können und mit Präzision seine Wiesen, dass es eine Pracht war ihm zuzusehen. An Wiesenstücke, an die die Maschine nicht herankommt – ja auch das gibt es – kam die Sense zum Einsatz. In solch einem steilen Hang hatte ich noch nie mit der Sense gemäht. Gutes Schuhwerk vorausgesetzt, hatte ich mich bald daran gewöhnt und die entsprechende Technik dafür entwickelt. Das Heu war trocken, und wieder kam eine Spezialmaschine zum Einsatz, ich nannte sie die „HeuHangherunterschmeißmaschine“. Diese ist sehr arbeitserleichternd. Die Wiesen werden in Bahnen abgefahren und die Maschine wirft das Heu immer weiter herunter, bis es auf einem zu befahrenden Weg landet. Unterdessen wird an den mit der Maschine nicht zugänglichen Wiesenstücken hier und dort mit dem Rechen das Heu nach unten gebracht. Am Weg wird danach die Strecke gemacht, das heißt, das Heu wird mit dem Rechen so geschichtet, damit es der Ladewagen abholen kann. Dieser fährt das Heu in den Stadel und es wird in die Heukammer abgeladen. Bei dieser täglichen körperlichen Arbeit ist eine gute Essens-und Trinkversorgung sehr wichtig. Die Bäuerin versorgte uns jeden Tag mit reichhaltigem, sehr gutem und abwechslungsreichem Essen, sowohl bei Frühstück, Mittagessen als auch Marend. Zum Frühstück gab es dazu leckere selbstgemachte Marmelade. Der Johannisbeer- und Holundersirup – natürlich selbstgemacht – war verdünnt mit Bergwasser, der tägliche leckere Durstlöscher. Eier von den eigenen Hühnern, frischer Salat und natürlich die gute Milch rundeten die Mahlzeiten ab.

Mich beeindruckte die herzliche Aufnahme in der Familie, die vielfältige Arbeit auf dem Hof, die ich mir so nicht vorgestellt hatte. Für mich war das eine eindrückliche Erfahrung und Herausforderung der ich mich gerne stellte. Zurückblickend bereitete mir alles sehr viel Freude und liebe Freunde.

Herzlichen Dank an die Bergbauernfamilie am Hof. Ich komme sehr gerne wieder.