Erlebnisbericht aus dem Vinschgau – Juni 2023

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau – Juni 2023

Erlebnisbericht aus dem Vinschgau Juni 2023

Nachdem ich schon einige Jahre überlegt hatte, einen Freiwilligendienst zu machen, war es am 1. Juni 2023 endlich soweit. Pünktlich zum Mittagessen kam ich in Schleis im Vinschgau bei meiner Familie an. Der Altbauer zeigte mir mein Zimmer im alten Bauernhaus, indem ich ganz alleine wohnen durfte. Ein Zimmer war für mich hergerichtet, der Rest des Hauses stand leer. Danach durfte ich gleich das gute Essen genießen, das die Altbäuerin jeden Tag für die Familie zubereitete. Sie war immer sehr bedacht darauf, dass ich als Vegetarierin genug zu essen bekam. So wie sie hat mich auch die ganze Familie sehr herzlich aufgenommen.

Die nächsten 10 Tage arbeitete ich körperlich so hart wie noch nie in meinem Leben, aber ich kann sagen, es war einfach nur wunderbar! Kindheitserinnerungen kamen wieder auf, als ich in der Nachbarschaft oder bei Verwandten in der Landwirtschaft mithalf. Jeden Tag wusste ich, warum ich abends müde ins Bett fiel. Es ist bei dieser Art von Arbeit besonders schön, dass man immer sieht, was man geleistet hat.

Ich half im Stall beim Mistkratzen, Füttern der Rinder und Kälber. Ich kenne mich jetzt bestens aus mit den Beregnungssystem auf den Feldern und Äckern und kann jetzt einen Wasseranschluss auch unter einem Berg voll Erde wiederfinden und ausgraben. Ich habe Feldränder gemäht und stundenlang Heu zusammengerecht bei wunderbarem Wetter und einmal sogar bei einem traumhaften Sonnenuntergang. Das ließ alle Strapazen ganz schnell vergessen. Ich habe mit dem Jungbauer Jungvieh mit dem Traktor und Anhänger auf die Almwiese gebracht und war ganz überrascht, dass trotz der schweren, immerwährenden Arbeit auch einmal Zeit ist für eine kurze Pause mit einem wohlschmeckenden Espresso macchiato. Ich weiß, wie anstrengend es ist eine Kälberbox zu reinigen, in der mehrere Wochen ein Kalb „gewohnt“ hat. Mit der Mutter habe ich im Garten Gemüse geholt und Blumen umgepflanzt und kann mir gar nicht vorstellen, wie sie das mit ihren 80 Jahren das ganze Jahr über schafft.

Obwohl ich aus Oberbayern komme und auch Dialekt spreche, gab es öfters lustige Erlebnisse wegen der Sprache. Besonders der kleine Sohn vom Jungbauer schaute mich anfangs etwas komisch an, bis mir die Mama sagte, dass die Kinder nicht „Papa“ zum Papa sagen, sondern „Tata“. So gab einige Situationen zum Lachen.

Dass jedes Tier hat seine eigene Persönlichkeit hat, konnte ich bei den Kühen feststellen. Es gab viele verschiedene Charaktere, das war sehr spannend und witzig. Ich habe großen Respekt vor der Familie, die diese Arbeit tagtäglich vollbringt, immer im Kreislauf mit der Natur, den Tieren. Vielen Dank an „meine“ Bauernfamilie, dass sie mich so herzlich aufgenommen haben. Es waren wunderbare 10 Tage und ich weiß genau, dass ich nächstes Jahr wieder einen Freiwilligendienst machen werde.

Andrea aus Penzberg