Landwirt – März 2024

Landwirt – März 2024

2023 war gutes Jahr für den VFA

Freiwillige Helfer auf extreme Bergbauernhöfe zu vermitteln, ist seit über einem Viertel Jahrhundert das Ziel des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze (VFA). Im vergangenen Jahr haben über 1800 Personen mehr als 17.000 Tage den Bergbauern unter die Arme gegriffen.

Wo immer Arbeit am Hof anfällt – freiwillige Helfer sind immer gefragt und zur Stelle. Die Vertreter der Trägerorganisationen – der Südtiroler Bauernbund, die Diözesancaritas, die Südtiroler Lebenshilfe und der Südtiroler Jugendring – blickten auf der diesjährigen Vollversammlung auf ein gutes Jahr. 1844 Freiwillige haben, nur gegen Kost und Logis, den Bauern am Berg bei der Arbeit auf den Wiesen, im Stall, im Haushalt oder bei der Betreuung von Kindern und alten Menschen geholfen. Das waren zwar weniger als in den 

Vorjahren, aber immer noch eine mehr als zufriedenstellende Zahl. Auch mit den Einsatztagen ist der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze zufrieden: Die Freiwilligen waren an 17.076 Tagen auf den Höfen im Einsatz. Im letzten Jahr waren es 17.700 Tage gewesen – bei allerdings 

1.979 Freiwilligen. Somit waren die Freiwilligen heuer im Durchschnitt länger auf den Höfen. Seit einigen Jahren leicht im Sinken ist die Zahl der Gesuchsteller: Fragten im Jahr 2022 noch 266 Bauern um einen freiwilligen Helfer an, waren es im letzten Jahr neun Gesuche weniger. Die meisten Ansuchen kommen dabei, wie bereits in der Vergangenheit, mit knapp 38 Prozent aus dem Vinschgau, gefolgt vom Pustertal mit 22 Prozent und dem Burggrafenamt mit 25 Prozent. Kaum Veränderungen gab es bei der Geschlechterverteilung bei den Freiwilligen: Männer und Frauen liegen in etwa gleichauf. Drei von vier Freiwilligen kamen auch 2023 aus Deutschland. Die heimischen Helfer machen 13 Prozent aus. Sie kommen vor allem aus Bozen, dem Unterland und dem Pustertal. Am fleißigsten sind die Freiwilligen um die 65 Jahre: Sie machen etwa ein Drittel aus. Knapp 23 Prozent sind jünger als 35 Jahre und nochmals ein Drittel ist zwischen 35 und 60 Jahre alt.

Die Haupttätigkeit der Mitarbeiter im VFA-Büro besteht in der Vermittlung und Betreuung von Gesuchstellern und Helfern gleichermaßen. Öffentlichkeitsarbeit betreibt der Verein in sozialen Medien, aber auch mit Vorträgen und Messeauftritten. Lokale Berichte im In- und Ausland auf Onlineportalen, in Printmedien, im Radio und Fernsehen und sehr bekannte deutsche Magazine wie „Stern“ oder „Geo Saison“ sorgen dafür, dass der Anteil an Helfern hoch bleibt. Der Obmann Georg Mayr präsentierte auf der Jahresversammlung auch Eckdaten aus der Masterarbeit von Christine Schleicher. Die Studentin der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Bayern) hat im Sommer 2021 selbst einen freiwilligen Arbeitseinsatz auf einem Hof bei Schlanders geleistet. In Folge kam sie auf die Idee, in ihrer Masterarbeit folgende Fragestellung aufzuarbeiten: „Wie wird die Südtiroler Landwirtschaft von der Gesellschaft wahrgenommen, und inwiefern beeinflusst die Teilnahme an landwirtschaftlichen Freiwilligeneinsätzen die Wahrnehmung und das Verständnis der Verbraucher für die Arbeit und Rolle der Landwirte?“. Im Sommer 2023 fand in Zusammenarbeit mit dem VFA die anonyme Umfrage bei 530 Freiwilligen statt. 

Neben vielen Zahlen wurde auf der Vollversammlung des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze auch eine Statutenänderung beschlossen. Die Änderung wurde aufgrund der Neuregelung des Dritten Sektors nötig. Nach der Änderung 2019 auf „Ehrenamtliche Organisation“ erfolgte nun die Änderung auf „Körperschaft des Dritten Sektors“. Die Änderung garantiert, dass weiterhin die vier Träger- und Gründerorganisationen und die sieben physischen Personen Mitglieder des Vereins bleiben können. Der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze ist auf die Unterstützung der Trägerorganisationen und des Landes angewiesen. Auch andere Institutionen wie die Bezirksgemeinschaften, die Stiftung Südtiroler Sparkasse, die Südtiroler Raiffeisenkassen und private Spender, allen voran ASPIAG, haben immer ein offenes Ohr für die finanziellen Belange des Vereins. Der Anteil der Steuerzahler, die dem VFA über ihre Steuererklärung fünf Promille ihrer Einkommenssteuer zukommen lassen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Landesrat Hubert Messer, Mitglied und selbst freiwilliger Helfer, lobte den VFA in seinen Grußworten: „Der Verein freiwillige Arbeitseinsätze bringt die beiden größten Schätze unseres Landes zusammen: Die Berglandwirtschaft, die das Land und unsere Kulturlandschaft so einzigartig macht, und das Ehrenamt, dem wir vieles von dem zu verdanken haben, das uns ausmacht.“ Landesrätin Rosmarie Pamer nahm das Fazit der Masterarbeit von Christine Schleicher auf, in dem es heißt: Viel mehr Menschen sollten Freiwilligenarbeit leisten. Sie wisse, dass der Verein viel leistet und in der Bevölkerung nur positiv wahrgenommen wird. Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser freute sich darüber, „dass es den Verein gibt und so viele Jahre einen wertvollen Beitrag für die Berglandwirtschaft leistet“. Die Freiwilligen würden begeistert von ihren Erlebnissen, seien aber auch tief beeindruckt und hätten größte Hochachtung vor der Arbeit der Bergbauern. Theresia Rottensteiner Terleth von der Lebenshilfe unterstrich, dass auf vielen Bergbauernhöfen auch Menschen mit einer Beeinträchtigung leben. Die Freiwilligen leisten auch hier einen wertvollen Beitrag, damit diese Menschen am Hof bleiben können. Matteo Graiff vom Jugendring wünschte sich, dass ehrenamtliche Arbeit, die im sozialen Bereich geleistet wird, wie der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze, viel mehr Raum in der Öffentlichkeit bekomme. Für Florian Pedron vom Raiffeisenverband steht die Arbeit des Vereins im Sinne des Gedankens von Raiffeisen: „Wer alleine nicht weiterkommt, erreicht in Gemeinschaft viel!“