Die Rheinlandpfalz – August 2019

Die Rheinlandpfalz – August 2019

Stallduft und Bergluft

Sommerferien – nichts tun, endlich mal chillen und sich vom Schulstress erholen? Julia Krebs aus Maxdorf hat für sich einen anderen Weg gewählt. Die 16-Jährige ist für zwei Wochen auf einen Bergbauernhof in Südtirol gereist – zum Arbeiten. Zurückgekommen ist sie mit vielen neuen Erfahrungen, Begeisterung – und Stallduft im Rucksack.

MAXDORF Ein kleines Dorf namens Wangen auf dem Ritten, einem weitläufigen Bergrücken unweit von Bozen in Südtirol. Rund 2000 Einwohner, darunter eine Bergbauernfamilie mit vier Kindern zwischen sechs und 13 Jahren, Hund, Katze Kühen, Ziegen und Schweinen – das war für zwei Wochen Julias Heimat. Von einem herzlichen Empfang berichtet sie, von Familienanschluss. Und von anstrengender Arbeit.

„Auf dem Hof habe ich viel im Haushalt geholfen – Wäsche aufhängen, bügeln, putzen und saugen. Auch im Gemüsegarten war Hilfe gefragt. Gegen 17 Uhr stand dann der Stall auf meiner Liste und ich habe gelernt, wie man Ziegen melkt, Kühe säubert und vieles mehr“, berichtet die Schülerin, die nun nach den Ferien vom Werner – von – Heisenberg – Gymnasium in Bad Dürkheim in die elfte Klasse an der Integrierten Gesamtschule Ernst Bloch in Ludwigshafen – Oggersheim wechselt.

Wie kommt eine 16- Jährige dazu, auf einem Bergbauernhof zu arbeiten? „Ich bin gerne in den Bergen, in Südtirol“, erzählt die Schülerin. Im Winter zum Skifahren, im Sommer zum Wandern. Im vergangen Herbst habe sie recherchiert und sei auf den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze gestoßen. Den gibt es nach eigenen Angaben seit 1996, gegründet aus der Erkenntnis, „dass menschliche Mithilfe und Beistand, Unterstützung und Entlastung bei der Arbeit für den Fortbestand eines Südtiroler Bergbauernhofes wichtig sind“. Getragen wird der Verein, der ehrenamtliche Freiwillige vermittelt, vom Südtiroler Bauernbund, der Diözesancaritas, der Südtiroler Lebenshilfe und dem Südtiroler Jugendring.Julia Krebs hat sich beworben und hatte gleich die Wahl zwischen mehreren Höfen. Sie entschied sich für die Familie mit vier Kindern. Am 30. Juni ging es los: „Zu Hause war Hitze gemeldet und ich konnte mich auf das angenehme Klima auf dem Ritten freuen.“ Auf dem Hof habe sie sich gleich wohlgefühlt: „Ich hatte ein eigenes Zimmer mit Balkon und ein Bad und dem besten Fernseher ohne Strom – Bergpanorama mit Blick auf Bozen.“ Außer der Arbeit stand für die Jugendliche auch „Kinder bespaßen“ auf dem Programm. Mit den drei Jüngeren habe sie gespielt, aber auch ihr Frühstück gemacht oder in der Bücherei Ferienlektüren ausgesucht. „Das Dorf ist jetzt nicht so sehr abgelegen, es ist etwa eine halbe Stunde bis Bozen und die Busverbindungen sind ganz gut“, erzählt sie.In der Landwirtschaft habe sie vorher noch nie gearbeitet, „das ist sehr harte Arbeit, es war anstrengend, hat mir aber alles Spaß gemacht. Und die Heuernte war ein echtes Erlebnis“. Sonntags war frei, da gab es mit der Gastfamilie „eine wunderschöne Wanderung auf das Rittner Horn“. Oder auch mal einen Schwimmbadbesuch. Der Abschied von Südtirol, den Bergen und den Menschen sei schwergefallen, sagt Julia Krebs: „Zu Hause hatte ich noch einmal die Gelegenheit, den Duft von Stallarbeit aus meinem Rucksack zu ziehen, bevor ich ganz in meinem Ferienalltag ankam“. Jetzt stehen erst mal das neue Schuljahr, die neue Schule und die Leistungskurse Deutsch, Englisch und Bio an. Und die Hobbys, wie Querflöte spielen oder Aquarelle malen. Auf einem Bergbauernhof arbeiten möchte Julia Krebs aber gerne noch einmal – und die nette Familie mit den vier Kindern auf dem Ritten besuchen.