Dolomiten – Juni 2020

Dolomiten – Juni 2020

Sie kommen und helfen – trotz Krise

Bozen (br). Der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze ist eine Erfolgsgeschichte. Seit der Gründung 1996 stiegen die Zahlen stetig. „In den letzten Jahren haben sie sich eingependelt; die Bäume wachsen ja auch nicht in den Himmel“, sagte Obmann Georg Mayr gestern bei der Jahresversammlung am Sitz des Südtiroler Bauernbundes.Es war ein zufriedenstellendes Jahr, auf das der Verein blickte: 2071 freiwillige Helfer leisteten auf Südtirols Berghöfen insgesamt 18.552 Gratis-Tagschichten. 1,5 Millionen Euro müssten aufgebracht werden, um die geleistete Arbeit zu entlohnen.Unter den Helfern waren viele Jugendliche, aber auch viele, die mitten im Berufsleben stehen und ihren Urlaub für die Hilfe auf den Höfen hernahmen. Mit fast 70 Prozent stellten – wie andere Jahre – die Bundesdeutschen den größten Anteil. 21 Prozent der Helfer kamen aus Südtirol.Leicht rückläufig war die Zahl der Gesuchsteller. 294 Bauern hatten sich gemeldet. „Auch wenn es Beiträge für die Wiesen gibt, ist das Heu noch nicht im Stadel. So sind viele Bauern auf Hilfe angewiesen“, betonte Mayr. Der Verein bringt Hilfesuchende und Helfer zusammen. Da hat Koordinatorin Monika Thaler ein gutes Händchen.

Einer der Helfer ist Dr. Hubert Messner, ehemaliger Primar der Neonatologie und Neugeborenen-Intensivstation am Krankenhaus Bozen. Demnächst wird er wieder auf einem Vinschger Berghof bei der Heuernte mit anpacken. „Die Arbeitseinsätze sehe ich als Respekt gegenüber unseren Bergbauern, die für Südtirol, für uns und das Landschaftsbild immens wichtig sind“, unterstrich Dr. Messner. Der Arzt ist neues Mitglied im Verein. Die Aufnahme so genannter physischer Personen wurde notwendig, um weiterhin als Onlus-Verein geführt zu werden.

Verein arbeitet schnell und hilft unbürokratisch

Der Verein arbeitet schnell, unbürokratisch – und ohne Einnahmen aus seiner Tätigkeit. So ist er in steter Geldnot und auf Beiträge und Spenden angewiesen. Nun kann jeder Förderer des Vereins werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Jahresversammlung.

Das Land hat seinen jährlichen Beitrag erhöht; Geld kommt auch von den Bezirksgemeinschaften. So deckt die öffentliche Hand 41 Prozent der Kosten ab. „Danke für eure Arbeit und für euren Einsatz; ihr steckt viel Herzblut hinein“, sagte Soziallandesrätin Waltraud Deeg. Gerade in Krisenzeiten sei die Solidarität groß und gerade in Krisenzeiten zeichne sich ein gutes Team mit Zusammenhalt aus.

„Da wurde wieder viel Gutes geleistet“, sagte Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Trotz Corona hätten sich schon viele Freiwillige für einen Einsatz auf dem Berghof gemeldet.

Das Jahr begann vielversprechend. Die für März, April und Mai eingeplanten Helfer mussten ihre Einsätze aber absagen oder verschieben; ganze 2 Monate gingen keine Anmeldungen mehr ein. „Viele können nicht kommen, weil sie keinen Urlaub oder keine Arbeit mehr haben oder weil ihnen alles zu unsicher ist“, berichtete Koordinatorin Monika Thaler. Die allermeisten seien aber sehr bemüht und wollten gerade in der Krise kommen und helfen.

Vereinsobmann Georg Mayr

„Dolomiten“: Herr Mayr, inwieweit beeinflusst Corona die Vereinstätigkeit?Georg Mayr: Wir waren in stetem Kontakt mit dem Zivilschutz, um zu wissen, was erlaubt ist und was nicht. Irgendwann hieß es dann, dass wir wieder Arbeitskräfte vermitteln dürfen. Die Ersten, die schon im Einsatz standen, waren die Südtiroler. Jetzt hoffen wir, dass auch die Helfer aus anderen Ländern kommen. „D“: Gab es Absagen wegen Corona?Mayr: Im ersten Moment ja, aber die allermeisten wollen benachrichtigt werden, sobald die Arbeitseinsätze wieder möglich sind.„D“: Wie groß sind die Ausfälle bis jetzt?

Mayr: Andere Jahre hatten wir zu dieser Zeit schon 3000 Einsatztage, heuer erst 950. Die Helfer beschränkten sich ja auf Südtirol. Jetzt hoffen wir, dass wir richtig starten können – pünktlich zur Heuernte. (br)/©

Vor 24 Jahren

wurde der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze gegründet. Im Rahmen der Neuwahlen wurde der Vorstand mit den Vertretern der 4 Trägerorganisationen bestätigt (v. l.): Obmann Georg Mayr (SBB), Brigitte Hofmann (Caritas), Claudia Tscholl (Lebenshilfe), Kevin Hofer (Südtiroler Jugendring).