Katholisches Sonntagsblatt – April 2021

Katholisches Sonntagsblatt – April 2021

Erfahrungsbericht – Deutschkurse für „Brixner“ Seminaristen in Tansania

Motivierte und lernwillige „Buabn“


Für Maria Trienbacher sind es „die Buabn“. Damit gemeint sind die zehn Priesteramtskandidaten aus Tansania, die diese Woche gemeinsam mit zwei weiteren aus Indien im Brixner Priesterseminar eintreffen werden. Maria Trienbacher und Brigitte Näckler waren 2020 in Tansania, um die Seminaristen sprachlich auf ihren Südtirolaufenthalt vorzubereiten.

 Zwei Mal war Maria Trienbacher aus Welschnofen im vergangenen Jahr nach Tansania gereist, um den Priesteramtskandidaten in Mwanza, Tansanias zweitgrößter Stadt, Deutschunterricht zu geben. Ihr erster Aufenthalt erstreckte sich von Mitte Jänner bis Mitte März, der zweite von Anfang Oktober bis Mitte Dezember.

Ehrenamtliche „Mission“

Das Missionsamt der Diözese hatte Ehrenamtliche für diese besondere „Mission“ gesucht. Als pensionierte Lehrerin und Schulführungskraft – Trienbacher war zuletzt Direktorin des Schulsprengels Deutschnofen – und als an fremden Kulturen und Ländern interessierte Frau machte sie sich auf nach Afrika. Mit von der Partie bei der ersten Kurseinheit auch Brigitte Näckler, Grundschullehrerin aus Eggen. Eine erste Überraschung erwartete die beiden bereits am ersten Schultag. Eigentlich hätten nur jene zehn jungen Männer, die dieser Tage anreisen, in der Klasse sitzen sollen. „Es waren aber insgesamt 25 Schüler dort – allesamt Seminaristen, die im Bischofshaus ein Probejahr absolvieren müssen“, erzählt Maria Trienbacher. In seinem Bestreben, seine Studenten so viel wie möglich und dabei vor allem eine fremde Sprache lernen zu lassen, hatte Erzbischof Renatus Leonard Nkwande die Gelegenheit beim Schopf gepackt. In zwei Gruppen wurde mit dem Unterricht begonnen. Die „Brixner“ Seminaristen erwiesen sich dabei als besonders motiviert und fleißig. „Sie wollten so viel wie möglich lernen“, fasst es Maria Trienbacher zusammen.

Kulturelle Unterschiede

Die zehn jungen Männer wurden Schritt für Schritt an die deutsche Sprache herangeführt. Zu alltäglichen Lebensbereichen und Situationen, wie beispielweise dem Arztbesuch, dem Einkaufen oder dem Benutzen eines öffentlichen Verkehrsmittels wurden Wörter und Begriffe vermittelt und die Grammatik erarbeitet. Die größten Hindernisse waren dabei aufgrund der kulturellen Unterschiede gegeben. „Wir mussten beispielsweise erst verständlich machen, dass man bei uns einen Arzttermin vormerkt. In Tansania gibt es das nicht. Wer zu einem Arzt will, geht ins Krankenhaus und wartet, bis er drankommt“, erzählt Trienbacher. Keine Vorstellung hatten die Schüler auch von einer Opern- oder Theateraufführung. Ein entsprechendes Video im Internet lieferte Aufklärung. Überhaupt war das Internet mit seinen Übersetzungsdiensten eine wertvolle Hilfe im Unterricht, wenn Maria Trienbacher mit ihren Erklärungsversuchen in deutscher Sprache nicht vorankam und auch ihre kargen Englischkenntnisse nicht weiterhelfen konnten.

Sprachliche Vielfalt

Die Seminaristen kommen aus fünf verschiedenen Regionen in Tansania: Singida, Same, Kigoma, Sumbawanga und Bunda/ Mwanza. Jede Region, vielmehr jeder Volksstamm, hat eine eigene Sprache und eigene kulturelle Eigenheiten. In Tansania werden mehr als 125 verschiedene Sprachen gesprochen. Suaheli ist die offizielle Landessprache, die in der Schule neben Englisch gelehrt wird. Die Studenten verständigen sich untereinander auf Suaheli. „Alle sind von ihrer Berufung zum Priestertum sehr überzeugt und freuen sich darauf, in Südtirol im Priesterseminar zu studieren“, sagt Trienbacher. Da die Studenten im Bischofshaus neben dem Deutschunterricht auch andere Aufgaben zu erfüllen hatten, mussten sie teilweise bis tief in die Nacht lernen. Das hat sich aber gelohnt. Maria Trienbacher und Brigitte Näckler, die auch nach ihren Aufenthalten in Afrika mit den „Buabn“ regelmäßig Kontakt pflegten, sind mit den Lernfortschritten sehr zufrieden: „Sie können sich über sehr viele Themen gut in Deutsch unterhalten.“ Die Lehrerinnen sind davon überzeugt, dass sich die Studenten in Brixen gut einleben werden: „Sie können sich gut anpassen, nehmen alles, wie es ist, und haben keine großen Ansprüche.“

Ankunft am kommenden Freitag

Volles Programm

An diesem Freitag wird in Mailand das Flugzeug landen, in dem sich die zehn Seminaristen aus Tansania und zwei aus Indien befinden. Im Brixner Priesterseminar wird die Gruppe einen eigenen Gebäudetrakt beziehen, in dem nicht nur die anfängliche zweiwöchige Quarantäne verbracht wird, sondern der während der Studienzeit auch als Unterkunft dienen soll. Die zwölf Priesteramtskandidaten werden während ihres Aufenthaltes in Brixen von Regens Markus Moling, Elisabeth von Lutz, Projektkoordinatorin im Priesterseminar, und Spiritual Josef Knapp betreut und begleitet. In den kommenden Wochen werden sie weiterhin Online-Deutschkurse absolvieren und an den religiösen Angeboten teilhaben. „Sie können zudem bereits an den ersten Vorlesungen der Philosophisch-Theologischen Hochschule teilnehmen“, sagt Elisabeth von Lutz. Auch nach Ende des Hochschulbetriebes Ende Juni erwarten die Seminaristen ausgefüllte Wochen. Geplant ist unter anderem nicht nur ein Italienischkurs, über den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze wird zudem jeder zwei Wochen auf einem Bergbauernhof im Vinschgau, Ulten, Passeiertal und Pustertal mithelfen. Im Herbst beginnt für die Seminaristen dann das Theologiestudium an der Philosophisch-Theologischen Hoschschule.