Kundenmagazin Dr. Metz Oktober 2023

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Immer hilfreich: Den Kompass neu einstellen

Zugegeben, vor 20 Jahren wäre ich noch nicht auf die Idee gekommen, mir über eine Woche Urlaub zu nehmen, um ehrenamtlich körperlich hart zu arbeiten. Zu klein die Kinder, zu vielfältig erschöpfend die Anforderungen des damaligen Alltags …

Heute aber: Kinder aus dem Haus, mehr Zeit für mich, Raum für Neues – und auch für alte Interessen, in meinem Fall die Freude am Arbeiten in der Natur, in den Bergen, am sinnvollen Tun – auch für andere. Ein bisschen außerdem die Frage, was mich eigentlich ausmacht, was mich positiv auszufüllen vermag. Da kam mir ein Einsatz auf einem abgelegenen Bergbauernhof im Obervinschgau, vermittelt von der Südtiroler Bergbauernhilfe, sehr gelegen: Zehn Tage völlig abschalten vom gewohnten Alltag und komplett eintauchen in eine andere Welt. Allein unter mir bis dahin unbekannten Menschen mit einem ganz anderen Lebensstil. Einem festen Rhythmus unterworfen, den Jahreszeit, Wetter und Besonderheiten auf dem mir zugeteilten Hof in 1.900m Höhe vorgeben – das lockte mich sehr.

Und wie war es? Herrlich! So wirklich frei war mein Kopf schon lange nicht mehr wie in diesen Tagen! Anstrengende körperliche Arbeit im Stall, bei jedem Wetter frühmorgendlicher und abendlicher „Berglauf“ zum Auftreiben bzw. Einholen der 13 Milchkühe, stundenlanges Heu-Rechen in sengender Sonne am Steilhang, dazwischen Mithilfe im Haushalt, Arbeiten im Gemüsegarten, Beschäftigung mit den Kindern der Bauersfamilie, die mich ebenso herzlich wie unkompliziert in ihre Mitte aufnahm. Einer der vielen Höhepunkte war für mich, bei jedem neuerlichen Rauskommen aus dem Stall mit einer gefüllten Mistkarre wieder den Blick auf die umgebenden Berge zu haben, die herrlich reine Luft zu spüren, die vielen Schwalben zu sehen, die ihre zahlreichen Nester an Wohn- und Stallgebäude anflogen. Von 6 Uhr morgens bis gegen 20 Uhr abends waren meine Tage mit Arbeit gefüllt – der Schlaf entsprechend gut und tief. Nach zehn Tagen dann der Abschied aus dieser völlig anderen Welt, die sich für mich so „geerdet“ anfühlt, die tägliche Anpassung ans Wetter, an die Bedürfnisse der Tiere erfordert: Eine Kuh, die sich beim Abstieg von der Bergwiese verletzt hat, kennt keinen Sonntag … Ja, dieser Abschied fiel mir schwer.

Fazit: Öfter mal die eigene Komfortzone verlassen, das tut einfach gut und kann helfen, den inneren Kompass neu zu justieren und zur Ruhe zu kommen. Es muss ja nicht gleich ein Einsatz auf einem Bergbauernhof sein – für mich aber im nächsten Jahr hoffentlich wieder …

Susanne Köhler
Dr. Metz KG · Ausgabe 130 · 2023 · Ausgabe 130 · 2023 Aktuelles aus Ernährung und Medizin Kundenmagazin